piwik no script img

die wahrheitNeues aus Neuseeland: Das Geheimnis der Geysire

Pornos? Strapse? Pole-Dancing? Vergiss es. Was Männer wirklich anturnt, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Welt...

Pornos? Strapse? Pole-Dancing? Vergiss es. Was Männer wirklich anturnt, ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Welt. Und es stinkt. Forscher an der Universität Neapel haben es jetzt endlich gelüftet: Schwefelwasserstoff zielt direkt in die Lenden. Der Geruch verfaulender Eier wirkt bei sexuell schwächelnden Männchen wie Viagra.

Eigentlich haben wir es immer schon geahnt. Warum furzen Männer so gern und ungeniert? Das geht schon früh los: "Zieh mir mal am Finger!" ist eines dieser Spiele, das Jungs besonders lieben. Olfaktorische Erfahrungen im Ekelbereich haben bei männlichen Teenagern eine ähnlich stimulierende Wirkung wie der vibrierende Pferderücken bei jungen Mädchen. Gut, dass das endlich wissenschaftlich untermauert ist.

Besonders erfreulich ist die Nachricht für das schöne, aber stinkende Rotorua. Dort nämlich, im "thermalen Wunderland", dank seiner Billigurlauber auch als RotoVegas berüchtigt, blubbert es überall vulkanisch unterm Boden. Faulige Schwefelwasserstoffgase entladen sich in heißen Schlammpfützen und explosiven Geysiren. Buddelt man ein Loch in den Sand am Seeufer, hat man einen kleinen, warmen, wenn auch nicht sehr appetitlich anmutenden Jacuzzi. Der Geruch der Hölle durchzieht das Touristenauffangbecken permanent. Was Besucher bisher als unangenehme Begleiterscheinung in Kauf genommen haben, will die Stadtverwaltung nun ins Positive verkehren: Die potente Wirkung des Schwefelwasserstoffs soll aus dem Stinkstädtchen ein Paarungsparadies machen. Es ist eben alles nur eine Frage des Marketings.

Da die Kiwis weder Paris (Stadt der Liebe) noch New York (Big Apple) im Angebot haben und ein imposanter Big Ben wie in London fehlt, fallen die Städtesymbole und -slogans an diesem Ende der Welt eher prosaisch als poetisch aus. Während die Hauptstadt sich mit "Absolutely, Positively Wellington" bewirbt, muss zum Beispiel das erschütternd langweilige Hamilton mit dem Spruch "More than you expect" (Mehr, als man erwartet) auskommen. Nun ja.

Wenig Fantasie allerorts auch in der optischen Vermarktung: Eine der meistfotografierten Attraktionen auf der Nordinsel ist die gigantische Kiwifrucht in Te Puke. Man kann sie von innen besteigen. In Ohakune ragt eine Karotte als Wahrzeichen gen Himmel, und in Gore, einem Kaff auf der Südinsel, wird man von einer überdimensionalen Forelle begrüßt. Das zeugt alles von einmalig schlechtem Geschmack und macht garantiert Lust auf Essen. Aber es ist nicht sexy.

Dagegen hat Rotorua ab sofort ein leichtes Spiel. Ein Foto von einem eruptiven Geysir, der sich entlädt, sagt doch alles. Auch die alten Werbeslogans braucht das Outdoor-Sanatorium nicht mehr umzutexten: "The Hottest Centre in New Zealand" trifft es jetzt besser denn je. Heiß macht heiß.

Und dass die italienischen Wissenschaftler Schwefelwasserstoff in Kapseln packen wollen, um damit Erektionsstörungen zu beheben, darüber werden die Kiwis müde lächeln. Pillen schlucken? Das ist nicht nötig in Roto-Viagra.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • DH
    Der horst

    Hallo Anke,

    Mit Ausnahme des letzten Wortes ein witziger Artikel.