die wahrheit: Unterwegs in geheimer Mission, Teil 1
Zunächst bekommen wir falsche Reisepässe. Wir sind jetzt Staatsbürger von Khandar. Das ist nicht die Stadt im indischen Staat Uttar Pradesh, sondern ein Land irgendwo im Osten...
... Khandar ist erst vor kurzem zur Republik geworden, aber es gibt finstere Rebellen, vermutlich Kommunisten, die den Umsturz planen. Sie wollen in den Besitz eines Atomwaffenzünders gelangen, und das müssen wir wegen des Weltfriedens verhindern.
Wir arbeiten vorübergehend für den US-amerikanischen Geheimdienst. Unser Kommando besteht aus drei Frauen, fünf Männern und zwei Nachwuchsspionen. Teamarbeit sei überlebenswichtig, schärft uns unser Führungsoffizier ein. Er ist sehr streng. Wer noch mal auf die Toilette möchte, solle das jetzt tun, bellt er. Ich zögere etwas zu lange, und als ich schließlich in Richtung Klo gehe, versperrt er mir den Weg: "Du hattest deine Chance. Willst du unsere Mission gefährden?" Meine Mitspione sehen mich misstrauisch an. Ob sie mich für einen Doppelagenten halten?
Unsere Kontaktperson in Khandar heißt Nadja, Tarnname "Topaz". Sie trifft sich in einem Hotel, das mit Kameras gespickt ist, mit einem uns noch unbekannten Mann, und wir müssen das Treffen von der khandarischen Geheimdienstzentrale aus überwachen. Man kann ja nie wissen. Man hat uns eingebläut, niemandem zu trauen.
Zum Glück sprechen alle Englisch, wenn auch mit starkem osteuropäischen Akzent. Als sich Topaz und der Fremde trennen, greift er zu seinem Handy. Kein Problem: Wir scannen die Frequenzen mit unserem Spezialequipment und bekommen wichtige Gesprächsfetzen mit: Heute Abend um zehn soll etwas passieren. Aber was? Womöglich die Übergabe des Zünders?
Und welche Rolle spielt Belkin? Er ist Chef der Außenhandelszentrale, was wir sofort als Tarnung durchschauen. Er ist auf dem Weg zu einem Treffen mit Topaz, melden unsere Kontaktleute, so dass wir eine Stunde Zeit haben, in sein Haus einzubrechen und es zu durchsuchen. Ein Kinderspiel: Mit unserem Türcodeentschlüssler sind wir in Nullkommanix in Belkins Wohnzimmer, wo überall Geheimakten mit Zahlenkombinationen herumliegen. Der Mann ist sehr nachlässig, vermutlich ist er in Großbritannien ausgebildet worden, wo Politiker und Polizisten ja auch ständig vertrauliche Papiere in der Öffentlichkeit liegen lassen.
In einer Schatulle mit neun Fächern finde ich Papierschnipsel. "T" steht auf den meisten und "22 Uhr". "T" steht für "Topaz, kombiniere ich, und dass um zehn Uhr etwas passieren soll, wussten wir ja bereits. Dann finden die Nachwuchsagenten den Zünder, aber wir können ihn nicht mitnehmen, weil die Sache sonst auffliegen würde und wir nicht mehr an die Rebellen herankämen. Plötzlich schlagen unsere Kontaktleute Alarm: Belkin kommt früher zurück als erwartet, er ist schon an der Haustür. Wir haben nur noch 15 Sekunden Zeit zu verschwinden und unser Leben sowie die Welt zu retten. Wir rennen zur Hintertür …
Wird die Rettung der Welt gelingen? Das erfahren Sie am nächsten Montag an dieser Stelle.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!