die wahrheit: Kampf den schlampigen Schlappen
Wenn Menschen 50 werden, steigt bei ihnen das Unfallrisiko erheblich.
Das findet jedenfalls die Verwaltung der englischen Grafschaft Warwickshire. Sie hat deshalb zu Weihnachten das "Projekt schlampige Schlappen" ins Leben gerufen. Alte Leute ab 50 können ihre Pantoffeln bei einer Sammelstelle gegen neue eintauschen. Außerdem erhalten sie eine Beratung über korrektes Schuhanziehen. Damit, so hofft die Verwaltung, lassen sich die geriatrischen Unfälle um 20 bis 30 Prozent senken.
Kritiker finden jedoch, das Projekt sei reine Bevormundung. "Vor allem die unter 60-Jährigen werden überrascht sein, dass man sie für unfähig hält, Pantoffeln ohne fremde Hilfe zu kaufen und anzuziehen", sagte Matthew Elliott vom Verband der Steuerzahler. "Ihnen wäre es viel lieber, die Verwaltung würde die Abgaben senken, statt Geld für Pantoffelkurse zu verschwenden."
So blöd sind die Kommunalpolitiker freilich nicht. Zwar kostet die Hausschuhaktion zunächst rund 3.500 Pfund, aber wenn genügend Greise mitmachen, bleibt am Ende ein hübsches Sümmchen übrig. Die Verwaltung zahlt nämlich lediglich drei Pfund für die Pantoffeln, verdient also an jedem Paar zwei Pfund.
Daran sollten sich die Kollegen in der nordenglischen Grafschaft Durham ein Beispiel nehmen. Dort, in der Kleinstadt Sacriston, haben sie im November eine kleine Fichte für 125 Pfund gepflanzt, denn mehr Geld war dafür nicht in der öffentlichen Kasse. Vorige Woche baute man um den Baum ein fünf Meter hohes Blechgestell mit Weihnachtsbeleuchtung. Die Bewohner waren entsetzt, weil der Baum unter dem Blechtrumm wie ein räudiger Strauch aussah. Es hagelte Proteste, sodass die Verwaltung einlenkte und den Baum austauschte. Der neue ist etwa zehn Zentimeter höher und reicht dem Blechgestell ebenfalls nicht bis zur Hüfte. Ein Sprecher des Stadtrats meinte, die Bewohner sollen an die Zukunft denken: In ein paar Jahren sei der Baum erwachsen.
Mir hätte ein Bonsaiweihnachtsbaum ja gereicht, aber die Tochter war anderer Meinung und bestand darauf, den Baumkauf zu überwachen. "Voriges Jahr kamst du mit einem Baum nach Hause, der dreimal so breit wie hoch war", sagte sie. "Wir mussten ihn auf einer Kiste in den Flur stellen, weil dieses bodenpflanzartige Gewächs sonst das Wohnzimmer gefüllt hätte." Ich warnte bei der Bauminspektion davor, sich täuschen zu lassen: Die Bäume seien höher, als man unter freiem Himmel vermuten würde, doch die Händlerin fiel mir in den Rücken und schickte uns mit einem stattlichen Gerät nach Hause.
Natürlich war es zu hoch fürs Wohnzimmer. Ich stieg auf einen Stuhl und schnitt die Spitze mit einer Heckenschere ab. Beim Versuch, vom Stuhl abzuspringen, blieb mein Fuß hängen, weil ich mit dem rechten Hausschuh auf dem Hacken des linken stand. Ich knallte mit dem Hinterkopf gegen die Ecke des Bücherregals und habe nun einen acht Zentimeter lange Narbe. Die Tochter hat mich zur Schlappen-Schulung angemeldet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!