die wahrheit: Neulich in Lehrte
Neulich, auf dem Hauptbahnhof von Lehrte, Stand ich mit dem Koffer in der Hand, …
… Als mich eine höchst bemerkenswerte
Dame ansprach, die ich nicht verstand,
Denn sie sprach sehr leise. Jedenfalls
Fiel sie mir im Anschluss um den Hals.
Ja, sie fiel mir um den Hals und presste
Ihre Brüste, warm, melonenschwer,
Gegen meine Rippen; doch das Beste
Kommt erst noch, denn wie von ungefähr
Steckte sie, man stelle sich das vor,
Ihre Zunge in mein linkes Ohr.
Ihre langen, spitzen Fingernägel
Grub sie beiderseits in mein Gesäß;
Derlei ist in Lerthe nicht die Regel,
Wie mir schien; ich stutzte demgemäß.
Ja, ich stutzte, staunte gar nicht schlecht,
Dennoch wars mir - zugegeben - recht.
Was die Schöne noch mit ihren Brüsten,
Ihrer Zunge, ihren Fingern tat,
Ließe, lieber Leser, wenn Sies wüssten,
Sie bestimmt erröten; daher hat
Dieser mein Bericht hier vorsorglich
Eine Lücke. Punkt. Gedankenstrich. -
Endlich hauchte sie: "Herr Doktor Schneider,
Dass ich Sie hier treffe, ist süperb!"
Ich gestand, ich sei nicht Schneider, leider -
Ihre Reaktion war ziemlich derb.
Sie erbleichte, fauchte wutentbrannt
"Scheiße!" sowie "Arschloch!" - und entschwand.
Lange blieb ich reglos noch in Lehrte
Sinnend stehen an des Bahnsteigs Rand,
Nahm kaum wahr, dass Zug um Zug verkehrte,
Stand nur da, den Koffer in der Hand.
Als am Ende kalter Regen fiel,
Stieg ich in den ICE nach Kiel.
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