die wahrheit: Schwabinger Krawall: Ausflug mit Abzweigung
Eigentlich, hat der Hubsi gemeint, sei es ein Wahnsinn, wegen einer windigen Geburtstagsfete an den Arsch der Welt zu fahren.
Aber der Jackie hat gesagt, diese Tamara sei ein echt scharfes Eisen und der Kochelsee nicht der Arsch der Welt. Nachdem sie sich eine Stunde lang quer durch die Stadt gewürgt haben, hat der Jackie an einem Kreisverkehr die falsche Abzweigung erwischt und, wie sie wieder in Höllriegelskreuth angekommen sind und das Navigationsgerät zum zehnten Mal "Neuberechnung wird durchgeführt" gesagt hat, das Ding aus dem Fenster geschmissen. Dann sind sie bis Sonnenuntergang im Stau gestanden und haben sich an einer Raststätte zwei Bier gekauft.
Wie sie nach dem dritten Bier weiterwollten, hat ein Typ am Nebentisch gesagt, er sei übrigens Polizist, und wenn sich einer der beiden ans Steuer setzen wolle, könne er den Führerschein gleich dalassen. Der Jackie hat gesagt, einen Führerschein habe er seit einem Jahr nicht mehr, und blöd anreden lasse er sich schon gar nicht. Da hat der Typ Verstärkung geholt, und nach einer Diskussion hat man sich geeinigt, dass sie mit dem Zug weiterfahren.
Leider haben sie nicht gewusst, wo der nächste Bahnhof ist, sind deshalb an der Autobahn entlanggelaufen und haben den Daumen rausgestreckt, bis dem Hubsi eingefallen ist, dass auf der Autobahn keiner anhalten darf. Zum Glück war ein Dorf in Sichtweite, aber auf dem Weg dorthin haben sie sich in einem Maisfeld verirrt und ausgesehen wie von einem Mähdrescher überfahren, drum sind sie ins Wirtshaus und haben zu der Kellnerin gesagt, sie solle nicht so blöd schauen, weil sie das alles einen Scheißdreck angehe.
Nach dem dritten Bier hat der Jackie gefragt, wo der Bahnhof sei, und vom Stammtisch zur Antwort bekommen, einen Bahnhof gebe es nicht; wenn er weiter herumbrülle und die Leute beleidige, werde man ihn aber gern teeren und federn und auf einer Eisenbahnschiene zum Ortsrand tragen. Im übernächsten Ort sind sie aber doch an einem Bahnhof gelandet.
Im Zug hat der Jackie die Tamara angerufen, ob sie sie in Kochel abhole, weil sie nicht mehr gehen könnten, aber die Tamara hat gelallt, das sei ihr scheißegal, außerdem heiße sie nicht Tamara, sondern Maren, und könne auf Gäste, die nicht mal ihren Namen kennen, verzichten. Dann ist ein Kontrolleur gekommen und hat gesagt, das Argument, man sei hier fremd und in Lebensgefahr, sei der größte Schmarrn, den er je gehört habe. Also sind sie in Penzberg ausgestiegen, haben sich eine Fahrkarte nach München gekauft und nach zwei Stunden Warten auf dem Fahrplan gesehen, dass der nächste Zug erst am Samstag kommt.
Wie am Samstag der Ferrari-Schorsch angerufen hat, ob er am Abend auf ein Fest mitgehe, hat der Jackie gebrüllt, er gehe nie mehr irgendwo hin, außerdem heiße er nicht Jackie, sondern Tamara, und wenn jemand nicht mal seinen Namen wisse, dann setze er den gern geteert und gefedert in Penzberg auf eine Eisenbahnschiene. Und dann hat er das Telefon ausgesteckt und sich ins Bett gelegt und bis Dienstag durchgeschlafen.
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