die wahrheit: Guttenbergs Fehler
Abschaffung der Wehrpflicht: Warum die Flut wirklich kommt!
Ostdeutsche Bürger haben schwere Vorwürfe gegen den Bundesverteidigungsminister erhoben. Sie werfen Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine Mitschuld an dem Hochwasser vor, das in den vergangenen Wochen weite Teile Ostdeutschlands überflutet hatte. Ein Staudammbruch in Polen hatte diverse Flusspegel innerhalb kürzester Zeit massiv und ohne Vorwarnung anschwellen lassen.
"Diese Diskussion über die Abschaffung der Wehrpflicht hat hier alle ganz kirre gemacht", sagt Heidelinde M., Wirtin der Gaststätte "Zum feuchten Fuß" in Görlitz. "Hat der feine Herr überhaupt eine Ahnung, wie das ist, wenn einem der Teppich unter den Füßen quillt? Stellt sich da hin und sagt, er hat kein Geld. Lächerlich ist das!"
Der Minister hatte kürzlich Überlegungen öffentlich gemacht, die Wehrpflicht in Deutschland auszusetzen und damit "faktisch" abzuschaffen. Er halte dies für eine "grundsätzlich anerkannte Notwendigkeit", sagte Guttenberg. "Wir müssen in den kommenden Jahren Milliardenbeträge einsparen", so Guttenberg. Da könne man auch vor einer solchen Tradition nicht haltmachen. Die Wehrpflicht solle zwar im Grundgesetz verankert bleiben. "Aber davon können wir uns hier auch nix kaufen", meint Donald Pafolla, Betriebsleiter der Landestalsperrenverwaltung in Leipzig.
"Bevor der Guttenberg so einen Schwachsinn erzählt, soll er mal nach Polen gucken, da kommt doch das ganze Wasser her. Und warum? Weil die wehrlos alles laufen lassen!", empört sich Rentner Rüdiger H. aus Bad Häusel. Tatsächlich hatte das polnische Parlament im Herbst 2006 beschlossen, die Wehrpflicht in Polen 2011 auslaufen zu lassen. Dieser Plan wurde noch einmal von der Regierung beschleunigt, sodass faktisch seit Beginn dieses Jahres keine Wehrpflicht mehr in dem deutschen Nachbarland besteht.
"Aber statt aus den Fehlern der Polen zu lernen, soll hier derselbe gemacht werden", schüttelt Pafolla den Kopf. Der Grundwehrdienst dauere ohnehin nur noch sechs Monate; für Pafolla schon jetzt "zu wenig Zeit, um den jungen Leuten beizubringen, was sie bei Hochwasseralarm tun müssen. Da ist es mit Sandsäckeschleppen nämlich nicht getan." Laut einem Positionspapier des Bundesverteidigungsministeriums, das der Wahrheit vorliegt, seien massive Einsparungen beim Grund- und Überfallwehrdienst geplant. Aber auch beim Kaskaden-, Trommel- und Schlauchwehrdienst dürfe es "keine Tabus und Denkverbote" geben.
Die vorgeschriebenen Pflichtwehrübungen müssten bereits in zusätzlichen Überstunden sowie am Wochenende trainiert werden, berichtet Pafolla. "Da braucht sich keiner zu wundern, wenn viele verweigern oder untauglich sind." Auch beim Hochwasser der vergangenen Wochen habe man auf "die letzten Reserven" zurückgreifen müssen. "Da waren ein paar arme Schweine Tag und Nacht im Einsatz", sagt Heinz Tidenhuber vom Landeshochwasserzentrum in Dresden. Auch er hält die Abschaffung der Wehrpflicht für den falschen Weg: "Wenns dann im Osten nur ein bisschen dröppelt, kitzelt Ihnen das Wasser die Nasenhaare."
Als bestes Beispiel führt Tidenhuber die "brenzlige" Situation an, die jetzt gerade noch abzuwenden gewesen sei: Aufgrund heftiger Regenfälle sei der Pegel der Weißen Elster, die auch durch Leipzig fließt, "mordsmäßig" gestiegen. Ein "ausgebufftes" System sorge dafür, das Wasser vom Leipziger Zentrum fernzuhalten: "Ich erklärs mal für Blöde", sagt Tidenhuber: "Wenns arg rauscht, machen wir das Wehr in Knauthain dicht. Dann fließt die Brühe durch das Elsterhochflutbett, am Cospudener See vorbei, über die Brückenstraße, durch Kleinzschocher und unter der Brücke am Schleußiger Weg durch zum Palmgartenwehr. Da schwappts in die Pleiße und mit der zusammen wieder in die Weiße Elster." So fließe das Wasser "immer hübsch im Kreis um Leipzig rum". Ein Deutschland ohne Wehre? "Dann wär alles Suppe!"
Ein Sprecher Karl-Theodor zu Guttenbergs erklärte auf Anfrage, der Verteidigungsminister habe "das so alles nicht gewusst" und werde in der kommenden Woche unter anderem nach Görlitz reisen, um sich von der Lage ein Bild zu machen. Wirtin Heidelinde M. kündigte bereits an, das Bedienen des Ministers zu verweigern.
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