die wahrheit: Die Rückkehr des Rechenritters Sarrazin
Deutschlands beliebtester Quartalsirrer Thilo Sarrazin ist zurück. Und diesmal begnügt er sich nicht damit, seine kruden Verschwörungstheorien mit Hilfe ...
... mit Hilfe eines monologischen Interviews ins Volk zu nuscheln. Diesmal hat er ein Buch geschrieben, das er von Spiegel und Bild auszugsweise vorabdrucken lässt, vermutlich weil ihm die Auflage der Jungen Freiheit zu gering ist.
Der Spiegel behauptet, Sarrazin versuche in diesem Buch seine bekannten Thesen "auf eine breite statistische Basis zu stellen". Beispiel: "Belastbare empirisch-statistische Analysen, ob die Gastarbeiter und deren Familien für Deutschland überhaupt einen Wohlstand erbracht haben oder erbringen werden, gibt es nicht". Mit anderen Worten: Nix Genaues weiß man nicht. Trotzdem steht vier Sätze später fest - ohne Zahlengrundlage wohlgemerkt: "In jedem Land Europas kosten die muslimischen Migranten aufgrund ihrer niedrigen Erwerbsbeteiligung und hohen Inanspruchnahme von Sozialleistungen mehr, als sie an wirtschaftlichem Mehrwert einbringen". Das nennt man dann wohl eine Gleichung mit drei Unbekannten: x + y = irgendwas.
Sehr interessant auch folgende Textaufgabe: Nur 33,9 Prozent der muslimischen Migranten bezögen ihren Lebensunterhalt aus Erwerbsarbeit, bei den Deutschen seien es 43 Prozent. Ergo: "Relativ zur Erwerbsbevölkerung leben bei den muslimischen Migranten viermal so viel Menschen von Arbeitslosengeld und Hartz IV wie bei der deutschen Bevölkerung". Soso: 66,1 Prozent sind also viermal so viel wie 57 Prozent. Diese Rechenschwäche überrascht selbst bei einem Bundesbanker und wird von Sarrazin in einem Nebensatz damit relativiert, dass die deutsche Urbevölkerung ja einen höheren Anteil von Rentnern habe. Rechnerisch nachvollziehbar wird die rassistische Zahlenmystik dadurch trotzdem nicht. Mal abgesehen davon, dass hirnschlichte Kosten-Nutzen-Rechnungen bei diesem Thema weder menschlich noch politisch greifen, selbst wenn sie mathematisch stimmen.
Fairerweise versucht der menschgewordene Rechenschieber Sarrazin aber auch gar nicht zu verheimlichen, welche paranoiden Bilder ihn wirklich umtreiben: "Ich möchte nicht, dass das Land meiner Enkel und Urenkel zu großen Teilen muslimisch ist, dass dort über weite Strecken Türkisch und Arabisch gesprochen wird, die Frauen ein Kopftuch tragen und der Tagesrhythmus vom Ruf des Muezzin bestimmt wird". Womit er anschaulich alle rechtsradikalen Klischees von Überfremdung und Durchrassung in einem Satz zusammenfasst.
Dass diese Propaganda mit der Realität nur entfernt etwas zu tun hat, stört Sarrazin genauso wenig wie der Applaus der NPD. Entlarvender als das Lob des Sprechers der NPD-Fraktion Sachsen kann Zustimmung gar nicht sein: "Die Äußerungen von Thilo Sarrazin gehören zu den wenigen konstruktiven Vorschlägen, die ein Angehöriger der politischen und ökonomischen Eliten der BRD in den vergangenen Jahren zur Lösung der mit der Zuwanderung verbundenen Probleme gemacht hat."
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