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die wahrheitSchonendes Schlachten

Der erste Kirchentag für Mensch und Tier in Dortmund.

Mensch und Tier in Dortmund einmal nicht im biblischen Sinn. Bild: c.goldner

Eine bunte Schar Christenmenschen traf sich am zurückliegenden Wochenende in Dortmund, um den "1. Kirchentag Mensch und Tier" zu begehen. Wie bitte? Ausgerechnet die Kirchen machen sich stark für ein neues Verhältnis "Mensch/Tier"?

Na ja, die Kirchen selbst gerade nicht. Die katholische Abteilung hält es getreu mit Papst Ratzinger, der unmissverständlich dekretierte: "Gott hat die Tiere unter die Herrschaft des Menschen gestellt, den er nach seinem Bilde geschaffen hat." Der Mensch dürfe sich ihrer zur Ernährung und zur Herstellung von Kleidung bedienen, er dürfe sie sich dienstbar machen, und auch Tierversuche seien ethisch zulässig, sei doch das "Gewaltverhältnis zwischen Mensch und Tier grundsätzlich unaufhebbar". Die evangelische Fraktion sieht das nicht anders: Auch sie bezieht sich grundlegend auf das biblische Diktum des 1. Buches Moses, in dem Gott selbst seinen Ebenbildern befiehlt: "Furcht und Schrecken vor euch über alle Tiere, machet sie euch untertan und herrschet!"

Es gibt in der gesamten Bibel keinen einzigen Satz, in dem Tieren Schutz vor der Rohheit und Gier des Menschen zugesprochen würde. Vielmehr sei es dessen unhintergehbares Recht, sie nach Belieben zu unterjochen und auszubeuten. Auf dem "offiziellen" Kirchentag in München im Mai dieses Jahres wurde konsequenterweise das Verhältnis "Mensch/Tier" mit keinem Wort angesprochen.

Auch auf den Tiermessen und Tiersegnungen, die die Kirchen allenthalben inszenieren, geht es nie um Segnung, sprich: Schutz der Tiere um ihrer selbst willen, allenfalls sollen sie durch den Segen vor Krankheit und Unfall bewahrt werden, um umso besser ausgenutzt werden zu können. Auf eigenen Hubertusmessen werden die Jäger gesegnet, vor Walfangfahrten die Walschlächter, vor Stierkämpfen die Toreros. Keine Eröffnung eines Zoos oder Delphinariums, keine Zirkuspremiere, keine noch so abartige Tierquälerei im Gewande von Tradition oder Brauchtum, ohne dass nicht ein Priester seinen Weihwasserwedel schwänge.

Das alles müsse anders werden, befand Ost-Pfarrer Ulrich Seidel. Angesichts rapide sich leerender Betstühle müssten neue Wege beschritten werden, abhandengekommene Schäflein in die Herde zurückzuholen und neue zu gewinnen. Was lag näher, als sich auf das Thema "Tierschutz" aufzuschwingen, bei dem die Kirchen bislang beispiellos versagt haben.

Als Vorsitzender des Vereins "Aktion Kirche und Tier" sieht Seidel seine Aufgabe darin, dem "diakonischen Auftrag Jesu auch an der nichtmenschlichen Schöpfung nachzukommen und den Tieren in Kirchen und Gemeinden Raum zu geben". Der Dortmunder Kirchentag sollte Tierfreunde unterschiedlicher Herkunft und Ausrichtung zusammenbringen, um, wie es in den Werbeflyern hieß, "Begeisterung für das Engagement für Tiere zu schaffen". Tatsächlich ging es um nichts anderes, als die in unzählige Gruppen und Grüppchen zersplitterten Tierschützer unter Talar und Soutane der Großkirchen zusammenzuführen, weshalb ja auch kein Tierschutz- oder gar Tierrechtstag veranstaltet wurde, sondern ein ökumenischer Kirchentag mit Bibelkreisen, Gottesdiensten, Kinderprogramm ("Wir basteln eine Arche Noah") und unvermeidlichem Gospelchor.

Seidel hatte eine ganze Reihe an Theologen aufgeboten, die sich in Vorträgen und Podiumsdiskussionen redlich abmühten, tierfreundliche Passagen in die Bibel hinein- oder aus dieser herauszuinterpretieren. Der österreichische Theologieprofessor Kurt Remele etwa deutete das Herrschafts- und Unterjochungsgebot aus dem 1. Buch Moses allen Ernstes in einen Auftrag Gottes an den Menschen um zu "verantwortungsvollem Leiten der ihm an die Hand gegebenen Mitgeschöpfe". Die theologisch bewegte Psychologin Hanna Rheintz beschrieb gar das ganze Alte Testament als besonders tierfreundlich: Das historisch entstandene Schächten sei ein enormer Fortschritt des Tierschutzes gewesen, das Judentum habe insofern die "schonendstmögliche Methode des Schlachtens" entwickelt. Auch Eugen Drewermann, Klaus-Peter Jörns und andere gaben sich jede Mühe, allein es blieb alles Farce.

Keinem der Referenten und keiner der Tierschutzorganisationen, die ihre Infostände aufgebaut hatten - viele davon aus dem Dunstkreis der rechtslastigen Kultgemeinschaft "Universelles Leben" -, ging und geht es um wirkliche Veränderung des Verhältnisses Mensch/Tier. Allenfalls geht es um Reformen der bestehenden Zustände - größere Käfige, kürzere Transportwege ins Schlachthaus, schonendere Tötung -, so dass prinzipiell alles weiterlaufen kann wie bisher, nur besser: sprich: ohne schlechtes Gewissen. Die gemeinsame Abschlussforderung "Nein zur Massentierhaltung!" brachte es auf den Begriff: Um ein Ende der Tierausbeutung an sich geht es den guten Christen nicht.

Ganz abgesehen davon, dass Gebete und Hallelujasingen noch nie etwas verändert haben: Statt der erwarteten 10.000 Teilnehmer tauchten nur ein paar hundert auf. Und das lag nicht nur am Regenwetter und an den 25 Euro Eintrittsgebühr.

COLIN GOLDNER

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28 Kommentare

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  • F
    Feysal

    Auf dem "Kirchentag Mensch und Tier" durfte auch "Neulandfleisch" mit einem eigenen Infostand für sich werben: "NEULAND - Partner für das Fleischerfachgeschäft". Wie bitte????? Wieviel verlogener und zynischer geht's denn noch?????

  • R
    René

    @Christengutmenschen: fällt euch eigentlich nichts anderes ein, als an der Person des Artikelschreibers herumzumäkeln? Zum Inhalt des Artikels zum Beispiel?? Ist es denn nicht wahr, dass die beiden Großkirchen sich einen Scheißdreck scheren um irgendwelche Tierschutzappelle??? Und dass die Veranstalter von AKUT nullkommanull Unterstützung und/oder Resonanz seitens der Amtskirchen bekamen????? DAS ist die Realität! Mit Appellen kommt man genausoweit wie mit Gebeten! Tierrechte lassen sich nur außerhalb und gegen die Kirchen verwirklichen, so wie jede andere gesellschaftliche Veränderung IMMER gegen die Kirchen erkämpft werden mußte.

  • A
    Anneliese

    Mein Eindruck von dem Bericht über den Kirchentag Mensch und Tier von Herrn Goldner: Er hat unter anderem nicht kapiert, dass dies ein Aufruf an die großen Amtskirchen war. Sein Thema sind in erster Linie nicht die Tiere, sondern seine Denkweise. Wer da nicht reinpasst kann in seinen Augen nur schlechte Absichten haben. Dieses Denken ist natürlich sehr einspurig. Schlimm ist, dass er das Bemühen von Menschen die sich für Tiere einsetzen, wie auch immer, dazu missbraucht. Ich lebe vegan, bin aber auch als Tieressendes Kind aufgewachsen wie vermutlich Herr Goldner auch.

  • A
    Anneliese

    Sie wollen missverstehen Herr Goldner, Sie wollen nur das Negative sehen und wer nicht 100% auf Ihrer Spur läuft kann nur ein schlechter Mensch sein und kann nur schlechte Absichten haben, das ist Ihr Hauptthema, nicht die Tiere - dies ist mein Eindruck von Ihrem Bericht.

  • L
    Lillebö

    "taz-Autor C.Goldner ist übrigens Mitbegründer der Tierrechtsorganisation rage&reason (im Bundesverband Menschen für Tierrechte)"

     

    Das ist interessant, denn "Menschen für Tierrechte"

    waren auch mit einem Infostand beim Kirchentag für

    Mensch und Tier vertreten. Warum ist er dann mit seinem Verein noch im Bundesverband wenn er der Meinung ist, dass es denen gar nicht um eine wirkliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses ginge ?

  • SA
    stolzer Atheist

    Kirche, Gott, Bibel was faselt Ihr da nur.

    Wie ist es möglich an so einen Schwachsinn zu glauben.

    Ich hoffe, die taz bringt mehr von diesen Artikeln.

    Die Menschen brauchen diese Aufklärung.

    Es ist doch traurig, wenn sich Menschen an solchen Hirngespinsten festklammern müssen!

  • C
    Clementine

    @Kariane: Ich möchte ja keine sophistische Bibel-Exegese betreiben, aber der hebräische Begriff "yo-v-de-a'" heißt nicht "sich erbarmen", sondern "kennen". Der Spruch 12,10 bedeutet also: "Der um die Gesetze Wissende kennt seine Ochsen...", weiß also, wie er sie behandeln muß, um ihre Arbeitskraft bestmöglich ausnutzen zu können. Tierschutz im AT? Fehlanzeige!, auch wenn H.Rheinz das immer behauptet.

     

    taz-Autor C.Goldner ist übrigens Mitbegründer der Tierrechtsorganisation rage&reason (im Bundesverband Menschen für Tierrechte) und ist seit Jahren auf diesem Gebiet publizistisch tätig. Zudem ist er Wissenschaftsbeirat im IBKA, er dürfte also durchaus Ahnung von der Materie haben, auch wenn Ihnen das nicht in den Plan passt.

  • K
    Kariane

    Aus eben dem Alten Testament:

     

    Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs; aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig. (Spr. 12,10)

     

    Haben sich irgendwelche Vereinigten Atheisten oder Agnostiker schonmal einen so tierfreundlichen Spruch aug Ihre Fahnen schreiben können? Und das ist nur ein Beispiel.

     

    Sie haben offenbar keine Ahnung, wovon Sie reden, Herr Goldner, weder von Kirche noch von Tierschutz. Dass Sie Kirche ebensosehr wie Tierschützer verachten, ist keine Qualifikation dafür, einen Artikel über diesen Kirchentag zu schreiben, der zugegebermaßen ein Anfang war, keinen Anspruch darauf erheben kann, alle Christen oder alle Tierschützer zu vertreten, sondern ein erster Versuch, einen aus dem Glauben ehraus begründeten neuen Umgang mit der Schöpfung, der bisher nur in eher internen Papieren und im Handeln des Einzelnen zum Ausdruck kam, eine größere Bekanntheit und weitere Verbreitung ermöglichen. Dass einige in der Kirche hier ihre Aufgabe sehen, ist aller Ehren wert. Dass andere es noch nicht getan haben, kann man diesen ersteren nicht zum Vorwuf machen. Sie sind damit immerhin schon viel weiter als die deutsche (oder internationale) Mehrheitsgesellschaft. Und jedenfalls wohl auch weiter als Sie, Herr Goldner.

  • MM
    Michael Müller

    @Karlotto:

    Informiere dich doch bitte erstmal richtig, bevor du gegen die vegane Lebensweise wetterst...

     

    Würden alle Menschen vegan leben, dann gäbe es keinen Welthunger mehr. Es ist möglich, alle Menschen vegan zu ernähren, hingegen ist eine weltweite omnivore Ernährung nicht möglich.

     

    Wir verfüttern soviel Getreide an die Tiere, um sie für den Verzehr zu mästen, dass wir, wenn wir alle Vegetarier würden, genug Nahrung produzieren könnten, um die gesamte Weltbevölkerung zu ernähren. In den USA z.B. werden 70% des Mais, Weizens und der anderen Getreide, die wir anbauen, an Tiere verfüttert. Die Tiere auf der ganzen Welt verbrauchen eine Futtermenge, die dem kalorischen Bedarf von 8,7 Milliarden Menschen entspricht - das ist mehr als die gesamte Weltbevölkerung.

  • B
    Bolle

    Lillebö schreibt: Im Zusammenhang mit einem besonderen Engagement gegen Tierausbeutung habe ich den Namen Goldner noch nicht gehört oder gelesen...

     

    In der Kirchenzeitung kannst du tatsächlich nichts von ihm lesen. In den Medien der Tierrechtsszene und anderswo dagegen jede Menge.

     

    Lilleboe schreibt: ...und deshalb empfinde ich es als anmaßend , dass er zu wissen glaubt, dass es „keinem der Referenten und der Tierschutzorganisationen um eine wirkliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses ginge. „ Mit wem hat er gesprochen, an welchen Veranstaltungen

    hat er teilgenommen, dass er zu solch einem

    Pauschalurteil kommt ?

     

    Allein die Teilnahme der Referenten und Organisationen an einem Kirchentag läßt dieses Urteil zwanglos zu. Wer sich eins macht mit den ideologischen Hauptverantwortlichen für und Hauptrechtfertigern von Tierleid ("Machet sie euch untertan..."), dem kann es nicht um wirkliche Veränderung des Verhältnisses Mensch-Tier gehen. Denn: Religion, die den Menschen heraushebt über das Tier, ist immer dessen Feind. Kirche und Tier ist Widerspruch in sich selbst.

  • L
    Lillebö

    Beim Thema Tierschutz hat bisher die gesamte Gesellschaft versagt, nur scheint Herr Goldner

    von der Kirche mehr zu erwarten als von seinesgleichen . Im Zusammenhang mit einem besonderen Engagement gegen Tierausbeutung habe ich den Namen Goldner noch nicht gehört oder gelesen, und deshalb empfinde ich es als anmaßend , dass er zu wissen glaubt, dass es „keinem der Referenten und der Tierschutzorganisationen um eine wirkliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses ginge. „ Mit wem hat er gesprochen, an welchen Veranstaltungen

    hat er teilgenommen, dass er zu solch einem

    Pauschalurteil kommt ?

    Berichterstattung in der Tageszeitung sollte nicht nur die Meinung Einzelner widerspiegeln, sondern auch eine neutrale Beschreibung beinhalten.

    Wer nicht dort sein konnte, ist nach diesem unbegründet feindseligen Beitrag in der taz nicht schlauer als vorher. Und das finde ich sehr bedauerlich, denn der Leser sollte in die Lage versetzt werden, sich eine eigene Meinung zu bilden. Wenn man überall selbst dabei sein könnte, bräuchte man keine Tageszeitung.

  • T
    Terese

    @ karlotto

    das ist nicht korrekt.

    Nicht jeder Veganer/ Vegetarier denkt so radikal.

    Das ist klar, dass das so nicht umsetzbar ist;

    und muss auch nicht.

    Aber muss man denn deshalb gleich das derzeitig gelebte

    radikal der extremen fleischübermassenproduktion in Kauf nehmen?

     

    Eine Regulierung ist gefragt; vernünftige tierhaltung.

    Konsum von Fleisch zb nur noch einmal täglich.

     

    Das würde enorm viel besser machen in der Welt.

     

    Lediglich die weltweite Reduktion der fleischproduktion

    um, sagen wir mal, 30%;

    schon damit wäre die Welt für Mensch und Tier eine Bessere.

  • K
    karlotto

    Die Veganer wissen natürlich am Besten, wie man es richtig macht.

    Kunstdünger = böse.

    Tierhaltung = böse.

    Veganer = gut.

    Nur, wie ernährt der gute Veganer eine ständig wachsende Bevölkerung rein vegetarisch und ohne Kunst- oder organischen Dünger, der wegen Tierhaltungsverzicht ja auch nicht mehr zur Verfügung steht? Zusätzlich sollten ja auch noch alle fossilen Energieträger ersetzt werden, was in der Masse auch nur vegetarisch möglich ist und sich rasant vermehrende Wildbestände, die ja keinesfalls bejagd werden dürfen, holen sich auch ihren Anteil der Vegetation. Es lebt sich schön in der Welt der Veganer, solange sie nicht Realität wird.

  • I
    Irene

    @Gunter

     

    "Colin Goldner schreibt dem ersten Buch Mose

    folgende Textpassage zu: "Furcht und Schrecken vor euch über alle Tiere, machet sie euch untertan und herrschet!

    Ein solcher Text existiert weder in Genesis noch

    anderer Stelle im Alten oder Neuen Testament."

     

    Doch, in 1.Mose 9 Vers 2, in allen Bibelübersetzungen, in denen ich nachgeschlagen habe:

     

    Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. 3Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich's euch alles gegeben.

  • L
    Lillebö

    Zum 1. Kirchentag für Mensch und Tier hätte ich von der taz ein objektiven Beitrag erwartet, der das Geschehen vorurteilsfrei schildert. Der Autor hat offenbar nicht verstanden, dass dieser Kirchentag eine Aufforderung an die Kirche sein soll, die Tierausbeutung öffentlich zu kritisieren und abzulehnen. Die meisten Tierschützer die dort vor Ort aktiv waren würden sich eine radikalere Veränderung zu Gunsten der Tiere wünschen, ihnen ist aber auch bewusst, dass die Mehrheit der Bevölkerung dazu nicht bereit ist. Sicher gehört der Autor auch dazu ? Dass die Aussteller auf dem Markt der Möglichkeiten zum Dunstkreis des Universellen Lebens gehören ist eine bösartige Unterstellung die vom Autor auch nicht belegt wurde. Damit beleidigt er alle Menschen, die dort teilgenommen haben, um die Kirche an ihre Verantwortung für die Tiere zu erinnern. Der Veranstalter des 1. Kirchentags war die "Aktion Kirche und Tiere" (AKUT),- ein Netzwerk von Tierschutzinitiativen in und am Rande der Kirche, wollen ein größeres gesellschaftliches Bewusstsein für mehr Verantwortung im Umgang mit Tieren erreichen. Da die Kirche nun mal zu unserer Gesellschaft gehört, hat sie einen großen Einfluß auf die Wertschätzung der Tiere im Leben vieler Menschen. Tierquälerei und verantwortungsbewusster Konsum ist ja allgemein kein Thema in der Sonntagspredigt, und zu Ostern werden unbedacht Käfigeier verteilt. Das soll sich ändern ! Was ist so falsch daran ?

  • P
    Pit

    @Gunter: Soso, Colin Goldner hat also eine Bibelpassage "krass fehlerhaft" wiedergegeben, die es gar nicht gibt. Schau dir mal die Originalpassage auf bibel-online.net an, die gewiss nicht im Verdachte fehlerhafter Wiedergabe steht:

    http://www.bibel-online.net/buch/01.1-mose/9.html

     

    @Karl: nett gegoogelt. Dass Goldner Beirat im IBKA und in der gbs-Stiftung ist, prädestiniert ihn geradezu, was zu Kirchenfragen zu schreiben.

  • ER
    Elisabeth Richter

    Schön, dass sich die Kirchen mal um die ganze Schöpfung kümmern, zumindest vordergründig.

    Dass keine TierschützerInnenmassen auftauchten ist leicht erklärt, man müsste täglich zig Demos besuchen - Tierausbeutung und -tötung ist überall und allgegenwärtig.

    Schonendes Schlachten, bzw. artgerechte Haltung, keine Transporte, keine Überzüchtungen, keine Mästung mit Gensoja usw. - das wäre schon mal ein 1. Schritt und brächte 70 % weniger Tierleid. Der totale Schritt in Richtung Tiergerechtigkeit ist natürlich der Veganismus mit 100 %, aber auch Biofleisch nur 1, 2 x die Woche oder Vegetarismus mit Eiern und Milch aus Weidehaltung würde schon mal 90 % der Tiere schonen - ebenfalls das Klima, die Umwelt, den Hunger, die menschliche Seele und Gesundheit. Schlecht?

  • G
    Gunter

    Colin Goldner schreibt dem ersten Buch Mose

    folgende Textpassage zu: "Furcht und Schrecken vor euch über alle Tiere, machet sie euch untertan und herrschet!"

     

    Ein solcher Text existiert weder in Genesis noch

    anderer Stelle im Alten oder Neuen Testament.

    Der Genesis-Text lautet korrekt: "Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht." (Luther Uebersetzung)

     

    Ich kann in einer so krass fehlerhaften Wiedergabe eines Textes weder Satirisches noch Humoriges erkennen, sondern nur das gaenzliche

    Fehlen von Sachkenntnis, die aber gerade

    Satire und Humor erst moeglich macht.

  • F
    fritz

    großartiger artikel, vielen dank!

    aber mal ersthaft, erwartet irgendwer von den kirchen noch etwas fortschrittliches?

  • N
    Norbert

    Es wird aus dem Artikel von Colin Goldner nicht klar, wie intensiv dieser sich mit der Thematik auseinandergesetzt hat oder auseinandersetzen wollte. Zumindest sollte ein Autor doch die Namen derjenigen, die er - wie im Falle von Dr. Hanna Rheinz offensichtlich fälschlicherweise oder zumindest aus dem Zusammenhang gerissen - zitiert, korrekt schreiben. Als ehemaliger Seminarteilnehmer von Frau Rheinz kann ich mir das Urteil erlauben und finde dies bestätigt beim Blick auf deren Homepage, dass sich Rheinz engagiert und entschieden gegen das betäubungslose Schlachten ausspricht: "Das Fleisch gequälter Tiere ist niemals koscher"; "Das betäubungslose Schächten wie es praktiziert und geduldet wird, entspricht nicht mehr dem jüdischen Tierschutz. [...] Was wir den Tieren heute zumuten, die Qualen in den Tierfabriken und in den Schlachtanlagen - all dies ist nicht vereinbar mit der Halacha, dem Jüdischen Religionsgesetz" so jedenfalls Hanna Rheinz. Die TAZ-Seite "Die Wahrheit" wird definiert als "die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit." Ich meine aber, Zynismus sollte nicht mit Humor verwechselt werden. Unter den Grundsätzen dieser Seite steht: "Warum recherchieren, wenn man schreiben kann." Diesem Grundsatz macht der Artikel von Goldner zumindest alle Ehre.

  • EP
    Elisabeth Petras

    Viele Menschen wissen nicht, dass der vielgeschmähte "Herrschaftsauftrag" der Bibel keinesfalls Ausbeutung beinhaltet, sondern im Gegenteil Verantwortung, da er "nach dem Bilde Gottes", also mit seinen Eigenschaften versehen ausgeübt werden soll.

     

    Das bedeutet:

    - Barmherzigkeit

    - Güte

    - liebevolle Fürsorge

    - Ermöglichung der natürlichen Verhaltensweisen und des Wohlbefindens, denn die Aufgab der Tiere ist es, Gott auf ihre je arteigene Weise zu loben, indem sie Freude ausdrücken - so steht es in etlichen Psalmen.

     

    Dieser Meinung sind keinesfalls nur einige AKUT-Mitglieder, sondern die meisten theologischen wissenschaftlichen Kommentare äußern sich in dieser Weise (vgl. Neumann-Gorsolke: "Herrschen in den Grenzen der Schöpfung" u. a. m.).

     

    Auch Mohammed hat Menschen, die Tieren halfen, sogar das Paradies in Aussicht gestellt. Er sagte, die Menschen sollten sich nicht den Bauch voll tote Tiere stopfen. Ein Imam erklärte mir, es sei nicht halal, Tiere so zu halten, dass sie regelmäßig verletzt würden.

     

    Das ist aber vor allem bei Puten in der Massentierhaltung der Fall, denn fast 100% leiden unter Fußentzündungen und 27% der männlichen Tiere unter den sehr schmerzhaften Brustblasen!

     

    Hier gibt es also in allen monotheistischen Religionen in der Praxis und Verkündigung noch viel zu tun. An der Theorie oder gar an Gott liegt es nicht!

  • M
    Metis

    Der Artikel gibt die Inhalte des Kirchentages falsch wieder. Die Diskussionen und Vorträge waren gesellschafts- und gerade auch sehr kirchenkritisch.

    Es ging sehr wohl um Tierrechte und Abolutionismus.

    Das schließt nicht aus, an die Menschen zu appellieren, die nur schwer dazu zu bewegen sind, überhaupt auch nur ein bißchen von ihren Gewohnheiten abzurücken, welche sich für Tiere in grausamster Weise auswirken.

     

    Der Vortrag von Hanna Rheinz ist auch inhaltlich entweder missverstanden, oder gar nicht besucht worden.

     

    Das Schächten wurde ganz und gar nicht als "schonende Schlachtmethode" angesprochen.

    Im Gegenteil, diese besonders grausame Tötungsmethode wurde entlarvt als eine Alibi-Handlung, um einer paradoxen und NICHT einlösbaren Forderung Gottes zu entsprechen: sich von Tieren nähren zu dürfen, aber kein blutiges Fleisch essen zu dürfen. Dieses Gebot, so Rheinz, wäre unmöglich zu erfüllen, da es gar kein unblutiges Fleisch geben kann, auch nicht beim Schächten. Daraus ergibt sich, dass ein Jude laut Gottes Gebot gar kein Fleisch essen darf, weil immer Blut daran klebt.

    Das Schächten (oder das Blut zu verdecken) ist ein Versuch dieses Gebot zu umgehen, eine Heuchelei, die zurecht scharf kritisiert wurde und wird.

  • F
    Feinfinger

    @ Karl

     

    Wieso versuchen Sie den Autor Goldner aufgrund seiner ehrenhaften Tätigkeit beim Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten sowie der Giordano Bruno Stiftung zu diskreditieren? Ist doch das Engagement eher ein Aushängeschild und normaler Weise gehört so ein Artikel nicht auf die letzte Seite sondern eher in die Rubrik Leben oder Zukunft. Hass entdecke ich überhaupt nicht in den Zeilen. Geben Sie doch bitte mal ein Beispiel, wo Sie hier Kirchenhass im Superlativ entdeckt zu haben glauben!

     

    Mit ungläubigen Gruß

     

    Feinfinger

  • T
    Terro

    Die Gemeinschaft "Universelles Leben" hat mit dem Tier-Kirchentag und den Ständebetreibern überhaupt nichts zu tun. In dieser Gemeinschaft lehrt man nämlich völlig anders als in der Kirche, dass das Gebot "Du sollst nicht töten" auch gegenüber Tieren gilt, weswegen man sich auch für die Abschaffung der Jagd einsetzt, vegetarisch lebt und vieles Praktische mehr für die Tiere tut.

  • T
    Terese

    Danke für diesen Artikel!

     

    Diese Auszüge aus der Bibel bzw die Einstellung der Kirche zu Tieren war mir bisher noch unbekannt. Das bestärkt mich einmal mehr darin, dass ich aus diesem weltfremden Verein vor 16 Jahren ausgestiegen bin.

     

    Aber; seit wann ist Schächten eine schonende Art des Schlachtens?

    Ist es nicht so, dass die Tiere bei lebendigem Leibe ausgeblutet werden?

  • E
    Elke

    Die Kirchen haben die Erde in ein Schlachthaus verwandelt, so Karl-Heinz Deschner. Ein "Kirchentag Mensch und Tier" ist nichts als zynische Augenwischerei. Das in wenigen Tagen beginnende Münchner Oktoberfest beispielsweise, die größte Sauf- und Tierleichenfressorgie der Welt, wird traditionell von einer ökumenischen "Heiligen Messe" eingeleitet.

  • K
    Kai

    Jetzt müssen schon die armen unschuldigen Tiere "dran glauben".

  • K
    Karl

    Der Verfasser Goldner ist Beiratsmitglied beim Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten und bei der Giordano Bruno Stiftung. Aus seinem Artikel spricht nur eins: Nicht mehr steigerbarer Kirchenhass. Warum hat eine solche Ideologie Platz in der taz?