die wahrheit: "Hey, Arschloch!"
Neue Ego-Shooter machen aus dem tristen Alltag ein krasses Blutbad.
"Hey, Babe!" heißt ein neues Computerspiel, bei dem sich die weibliche Spielfigur durch virtuelle Straßen bewegt und auf ihrem Weg mit dem Maschinengewehr auf jegliche Form männlicher Anmache reagiert (Die taz berichtete). Doch "Hey, Babe!" ist nur einer aus einer hyperrealistischen neuen Generation von Ego-Shootern, die sich anstatt mit einem für den Durchschnittsspieler irrelevanten Kriegsszenario mit Alltagsärgernissen befassen. Im Folgenden stellen wir drei dieser beliebter werdenden Neuheiten vor.
"Halts Maul, Babe!" spielt in einem dunklen Kinosaal, in dem dauernd in den Film gequatscht wird. Vor dem aus circa 200 Titeln wählbaren Hintergrund des eigenen Lieblingsfilms werden die Störer mit Hilfe eines Nachtsichtgewehrs mehr als mundtot gemacht. Auf weiteren Levels wird sogar über die eigene Schulter hinweg blind auf in den Reihen hinter dem Schützen sitzende Kinogäste gefeuert. Hier ist die Geschicklichkeit selbst erfahrenster Player herausgefordert. Als kleines Minus empfinden wir hingegen die extrem niedrige KI (Künstliche Intelligenz) der Gegner.
Beim brandneuen Nachfolgemodell "Halts Maul, Babe II!" sitzt der Spieler in einem nächtlichen Open-Air-Kino mit innovativen Features wie Stechmücken und Fledermäusen, auf die ebenfalls geschossen werden kann. Im Gegensatz zur Vorgängerversion existiert hier auch die Möglichkeit der eigenen Eliminierung, indem man versehentlich auf die "Freunde, die einem neues Bier bringen", ballert.
In "Platz da, Babe!" bewegt sich der Spieler durch die exotische Landschaft eines Fahrradwegenetzes. Vor roten Ampeln drängeln sich auf klapprigen Damenrädern die Gegner, die man gerade erst überholt hat, frech an einem vorbei, nur damit man sie auf den folgenden zehn Metern mühsam von Neuem überholen darf.
Als äußerst gelungen bei diesem Shooter empfinden wir die intelligente Diversifizierung der taktischen Elemente: Egal, ob man den Feind einfach ein zweites Mal überholt oder wüst beschimpft (Strg + Alt + Sau) oder mit dem Flammenwerfer eliminiert, können die nächsten Level erreicht werden. Dort warten dann Liegeräder, Kinderanhänger und betrunkene Fußgänger. Gut und Böse sind überaus klar getrennt - hier wäre eine weniger holzschnittartige Story eventuell besser. Auch lästige Bugs wie Glasscherben und Schlaglöcher nerven, so dass trotz der liebevollen Leveldesigns der Schluss bleibt: Die hohen Erwartungen an das ambitionierte Experiment erfüllt das Spiel nur zum Teil.
"Hey, Arschloch!" ist ein Spiel, in dem der Spieler über eine Rolltreppe eilig ein imaginäres Ziel (Einstellungsmöglichkeiten: Bahnsteig, Kreißsaal, wartendes Date) erreichen muss. Vor ihm lungern bewegungslose Passanten sowohl rechts als auch links auf der Treppe herum. Die menschlichen Hindernisse müssen mit einer Maschinenpistole schnellstmöglich beseitigt werden, um der Spielfigur freie Bahn zu schaffen.
Im Mehrspielermodus nimmt der Mitspieler am Kopf der Rolltreppe diejenigen Linkssteher, die der Pistolenschütze verfehlt, mit dem Vorschlaghammer in Empfang. Sind alle Linkssteher beseitigt, ertönt als Special Gimmick ein mehrstimmiges "Rechts stehen, links gehen" und signalisiert das Erreichen der nächsthöheren Levels, wo die Gegner sukzessive mit Regenschirmen, Rollkoffern und Hunden ausgerüstet werden, die man bei jeweils gesteigerter Fahrgeschwindigkeit der Treppe ebenfalls vernichten muss. Zum Ausgleich erhält der Spieler weitere Waffen wie Handgranaten und Raketenwerfer, der obere Mitspieler eine Kettensäge. Doch Vorsicht: Die Treppe darf nicht beschädigt werden, schließlich ist es das Ziel des Spiels, schnell und bequem oben anzukommen.
Unser Gesamturteil: Trotz vergleichsweise simpler Grafik sind alle neuen Ego-Shooter äußerst realistisch und lebensnah. Positiv hervorzuheben ist auch das geradlinige Spielprinzip bei geringen Hardwareanforderungen.
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