die wahrheit: Das herzergreifende Weinen um Evito
Beim Wahrheitklub-Treffen spielten sich dieses Jahr dramatische und für immer unvergessliche Szenen ab
Die folgende Mitteilung des Wahrheitklub-Vorstands darf nur von Vollmitgliedern gelesen werden. Nichtmitgliedern ist es strengstens untersagt, den Textinhalt zur Kenntnis zu nehmen.
Auch in diesem Jahr war die öffentliche Sitzung des Wahrheitklub-Vorstands wieder der absolute Höhepunkt der Frankfurter Buchmesse. Pünktlich um 14 Uhr am Samstag eröffneten der Vorstandsvorsitzende ©Tom, Exekutivorgan Corinna Stegemann und Exekutivvorstand Michael Ringel unter großem Jubel internationaler Schaulustiger und Medienvertreter und dem bedrohlichen Knurren des Laminators die Sitzung.
Besonders feierlich war die
Verleihung des Preises für den diesjährigen Unterbring-Wettbewerb der Wahrheit. Zu Ehren des Messe-Gastlandes Argentinien waren die Anwärter auf die begehrte Trophäe - eine ganze Flasche "Grand Duque dAlba" - von uns aufgerufen, den Satz "Der Tango macht den Gaucho heiß, wie jedes Rind der Pampa weiß" geschickt in einer Zeitung, einer Zeitschrift oder einem anderen Medium unterzubringen. Viele wunderbare Einsendungen erreichten uns.
Das Rennen machte aber letztendlich der Zeit-Redakteur Urs Willmann. Er hat im Ressort "Wissen" der Zeit vom 23. 9. 2010 auf der Seite 42 den Satz eingebaut in einen Artikel über das Lebenswerk eines Naturforschers, das sich in einem Koffer wiedergefunden hat. Dort sei der Gaucho-Satz angeblich auf einem Zettel zu lesen. Unsere Anerkennung geht aber auch an die zahlreichen Mitkonkurrenten, darunter so illustre Medien wie die Emsdettener Volkszeitung, die Ruhr Nachrichten, die PC-Welt, der Fandom Observer, die Pferderegion sowie die Fernsehsendung "Hessenschau" und viele andere. Willmanns überaus ergreifende Dankesrede bei der Entgegennahme der großen Ente rührte viele der zahlreichen Umstehenden zu Tränen und wird allen, die das miterleben durften, für immer in Erinnerung bleiben.
Überhaupt wurde auf dem diesjährigen Vorstandstreffen der Wahrheit viel geweint.
Getreu dem Motto "Weinen um Evita", hatte sich der Vorstandsvorsitzende ©Tom mit einer blonden Perücke, Sonnenbrille, falschen Brüsten, Ohrclips und Perlenkette in ein täuschend echtes Abbild von Evita Perón verwandelt. Die Ähnlichkeit war so verblüffend, dass sich umgehend eine große, staunende Menschenmenge am taz-Stand versammelte, um dem unglaublichen Ereignis beizuwohnen. Um ©Tom allerdings einen kleinen Rest menschlicher Würde zu bewahren, wurde er dem begeisterten Publikum von Exekutivvorstand Ringel als weltberühmter argentinischer Zeichner "Evito" vorgestellt.
Die Aufgabe der Gäste war es nun, zu den Klängen des unerträglichen Liedes "Dont cry for me argentina", das in höllischer Lautstärke von einem schrabbelnden Kinderkassettenrekorder abgespielt wurde, um Evito zu weinen, was das Zeug hält. Und es wurde geflennt, dass es nur so eine Freude war. Manche weinten mit stummer Dramatik, andere klagten ihr Leid schreiend in die Welt, wieder andere schluchzten herzergreifend. Heulende Menschen spendeten einander Trost durch Umarmungen - und bald flehten alle gemeinsam unter Tränenströmen Exekutivorgan Stegemann an, doch bitte, bitte endlich das entsetzliche Lied abzustellen.
Ein eindeutiger Gewinner des Wettweinens konnte unmöglich ermittelt werden, da sich die Tränenflüssigkeit in den Auffangbechern erstaunlicherweise mit Sektflüssigkeit vermischt hatte. Die eifrigsten Weiner bekamen - nachdem sie sich langsam wieder beruhigt hatten - als Preise verschwitzte Evito-Perücken, falsche Brüste, Ohrclips und Perlenketten geschenkt, und alle waren glücklich. Damit war die diesjährige Vorstandssitzung offiziell beendet, und erleichtert dürfen wir noch verkünden, dass während der gesamten Veranstaltung niemand ernsthaft zu Schaden kam. Und wie immer gilt weiterhin die Wahrheit-Devise: "Ridentem dicere verum".
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