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die wahrheitDie Frauenpause

"Wie viele Events versäume ich!", schreibt der schwerkranke Kafka am 2. Oktober 1923 aus Berlin-Steglitz an seine Schwester Ottla. Eine beiläufige Bemerkung, gewiss...

...doch wir wissen ja um die Sprengkraft des Marginalen. Beinahe punktgenau achtundachtzig Jahre später nämlich, an einem festlich durchsonnten Frühlingstag, gurke ich kreuzfidel durch Berlin-Wedding auf einem knirschenden Damenfahrrad, ohne nur eine Zehntelsekunde lang zu bereuen, kein einziges Event aufsuchen zu wollen, keine Sehenswürdigkeit, kein Museum, keine Performance, Galerie oder Lesebühne. Derartig schrammen biografische Bruchstücke auf der Raum-Zeit-Achse aneinander vorbei, ergänzen sich jedoch womöglich im Widerspruch - und keine Sau interessierts.

Um trotzdem eine Aufmerksamkeit zu wecken, tasten wir in fast nackten Zahlenreihen herum, wofür eingangs an eine simple Wahrheit erinnert sei, die längst zu einer Floskel geronnen ist: Man sollte nur der Statistik oder Umfrage Glauben schenken, die man selbst gefälscht oder entsprechend in Auftrag gegeben hat. Rundum falsch jedoch kann die Tabelle nicht sein, die kürzlich in meine Fänge geriet. Sie befasst sich anhand der Auflagezahlen mit den Neugründungen der letzten fünf Jahre auf dem Sektor der Publikumszeitschriften.

In den Top 50 rangieren weit oben Illu der Frau, Neues für die Frau, Von Frau zu Frau und Aktuell für die Frau. Nahebei lernen wir die Welt der Frau kennen, entziffern Das Beste für die Frau und betrachten die Frau im Blick. Weitere rosafarbene Titel wie Grazia oder Schöne Welt finden sich, die zwar die Frau unerwähnt lassen, dennoch für sie geschaffen sein dürften, will sagen: In dem Publikum sind Männer vermutlich dünn gesät. Ebenso wie in dieser Sparte: Meine Pause heißt eine Zeitschrift, Zeit für mich eine andere, ein Duett übrigens, das sich im Sinne des Philosophen Hegel in einer Synthese aufhebt: "Pause für mich".

Abgesehen von den Zeitschriften namens Baby & Co. beziehungsweise Pferd & Co. fällt ein dritter Schwerpunkt aktueller Befindlichkeiten auf, der sich mit dem Begehr nach Ruhe zu verschmelzen scheint: Mein schönes Land, Land Idee und Liebes Land - Die beste Art zu leben. Und dabei fehlt der Blockbuster Landlust sogar, weil er bereits 2005 auf den Markt kam. Eine Botschaft mithin: Raus aus dem Moloch Großstadt!

Nichts wie weg also. Unter Umständen könnte es sich fügen, dass manche Frauen und ich aufgrund der Abneigung Events gegenüber uns irgendwo auf dem Land begegnen, worüber ich mich weiß Gott nicht beschwere, seien sie nun aschblond, dunkelblond, flachsblond, goldblond, hellblond, hochblond, rotblond, weißblond oder weizenblond. Dann werden wir als feinfühlige Analytiker womöglich ausloten, wie der Titel auf dem 48. Rang zu verstehen ist: emotion. Welche Emotionen verhandelt emotion? Vertrauen und Gelassenheit, Freude und Glück? Oder sämtliche Zutaten im Mustopf der Gefühle? Zorn und Wut, Gram und Hass? Leidenschaft? Ekstase? Tja, da braut sich was zusammen.

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4 Kommentare

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  • U
    u-xx-p

    Was ist denn hier passiert? Nicht nur verflacht der Artikel nach einem netten thematischen Einstieg ziemlich schnell, auch der Stil wird zum Ende hin ziemlich quälend. Und was will man mir hier sagen? Rotbraungold-wie?

  • SL
    Sam Lowry

    Das mir hier nicht meine Ex in Vergessenheit gerät:

    sie hatte die 8.43: "hellblond kupfer gold"

    Jawohl.

    p.s.: Die neue hat übrigens eine satte 8.03

    Ballack, immer wieder Ballack, Ballack könnte schießen:

    Tor, Tor ,Toooooooooooooooooooooooooooooooooor

  • V
    verwirrt

    Was ist das denn??? Belanglos? Uninteressant? Banal? Bla?

    Jedenfalls absolut unwürdig für die Wahrheit

     

    Mal abgesehen davon Schrieb Kafka vermutlich kaum von "Events", und fast punktgenau 58 Jahre später wäre nicht Frühling sondern Herbst.

     

    Unfug

  • AR
    Antonius Reyntjes

    "Wie viele Events versäume ich!", schreibt der schwerkranke Kafka am 2. Oktober 1923 an seine Schwester Ottla.

     

    Natürlich-kreatürlich-existenziell wortkindlich war F.K. sich ob seiner Wortwahl schwer-sinnig bewusst.

    Er fragte in der Rezeption nach einem Duden. Leider: eine peinliche Fehlfrage!

     

    Seine Freundin Dora, ja, die Dorant, wusste Einhilfe. Sie griff in einer Buchhndlung am Pferdemarkt nach dem zwangsläufigst deutschesten aller Wörterbuch und zeigte ihren Neu-Freund und Spachkritiker: "Hier, kucke mal, Seite 51: Eventualität (die, -, -en); und hier: eventualiter. Und hier: eventuell."

    "Ja, Event ist gut; es tat mir wahrlich Not".

    Ach, aber nu hier: die Auflage: 1880. - Gilt die immer noch?"

    "Ja, wenn i c h es will, ist sie für immer geheiligt!"

     

    Und Kafka legte "eine Mark", auf den Zahlteller.

     

    Und die Kasse rumorte klickerdiklack.

     

    Und Dora und Franz schlichen sich wieder in ihre Pension.

    Und Dora las stehend hinter der zugedrückten Tür vor: "Seite 66: 'Geschlecht, das -(e)s, -er u. -e'. - Stimmt das Franz?"