die wahrheit: "Jetzt habe ich die Sahara geraucht!"
In der vorvergangenen Woche wurde der 63-jährige Winfried Kretschmann zum Ministerpräsidenten des Landes Baden-Württemberg gewählt ...
... und gelangte damit als erster grüner Politiker der Bundesrepublik Deutschland in das hohe Amt. Dieses wichtige historische Ereignis nimmt die Wahrheit heute zum Anlass, die besten Anekdoten aus dem Leben des bedeutenden Württembergers zu erzählen.
In jungen Jahren war Winfried Kretschmann ein begeisterter Schwimmer, der gern mit seinen Kameraden in öffentlichen Badeanstalten herumtollte. Bei diesen Gelegenheiten ging es oft wild zu. Nach einem Kopfsprung vom Dreimeterbrett tauchte er einmal an seinen Busenfreund heran und zog diesem die grüne Badehose bis auf die Kniekehlen herunter. Beim Auftauchen stellte er jedoch erschrocken fest, dass er versehentlich einen wildfremden Mann entblößt hatte. Von dieser peinlichen Begebenheit erzählt Winfried Kretschmann noch heute recht häufig.
***
Zuhause im Sigmaringer Ortsteil Laiz singt Winfried Kretschmann bekanntlich im Kirchenchor. Gerade konservative Wähler wissen dies sehr zu schätzen. Was konservative Wähler jedoch nicht zu schätzen wüssten, würden sie es wissen: Kretschmann sang in der Kirche nie auch nur einen Ton, sondern machte immer nur den Mund rechtzeitig auf und zu. ***
Als Winfried Kretschmann in seiner Sigmaringer Zeit wieder einmal das Chemielabor des Hohenzollern-Gymnasiums in die Luft gejagt hatte, zweifelte er schon sehr an seinem Selbst und dem, was die Welt im Innersten zusammenhält. Nachdenklich verfolgte er aus sicherer Entfernung das Treiben der wackeren Feuerwehrmänner. Da kam ein gelockter Hund des Weges und bellte den künftigen Ministerpräsidenten freudig an. Und also erkannte Kretschmann in dem kleinen Pudel einen Seelenverwandten, denn "dog" bedeutete doch, rückwärts gelesen … Aber dann dachte der bekennende Katholik diesen bizarren Gedanken vorsichtshalber doch nicht zu Ende.
***
Auch der hohe Herr Ministerpräsident hatte eine wilde Jugend, die allerdings nur sehr kurz andauerte: vom 17. bis zum 18. Mai 1968. Da erlag der junge Kretschmann den Verlockungen der Drogen. Ein aus Marokko zurückkehrender Hippie übereignete ihm ein kostbares Stück vom legendären "grünen Marrokaner". Als aber der Abiturient Kretschmann nach mehreren Joints keinerlei Wirkung verspürte, analysierte er den Stoff mithilfe seines Chemiebaukastens und stellte fest, dass die Substanz hauptsächlich aus Sand bestand. "Jetzt habe ich doch glatt die Sahara geraucht!", freute sich der Umweltfreund Kretschmann dennoch. Damit waren seine wilden Tage aber auch schon wieder vorbei.
***
Als Winfried Kretschmann nach einem Gläschen zu viel mal wieder mit dem Fahrrad auf der Autobahn Stuttgart in Richtung Singen unterwegs war, wurde er von einem hupenden Porsche 911 überholt. Der glaubt wohl, die Straße gehört ihm, schoss es Kretschmann durch den Kopf. Er beschloss, sich diese Porschefahrer beizeiten vorzuknöpfen …
***
Im Wahlkampf sollte Winfried Kretschmann einmal für die versammelten Vertreter der Presse mit einem Ballon fahren und Flugblätter über dem Ländle abwerfen. Sein Wahlkampfteam und einige Fotografen richteten es sich in der Gondel ein, die Leinen wurden gelöst, der Ballon stieg in den Himmel über Ulm auf - aber Kretschmann war gar nicht eingestiegen! Ein geschickter Schachzug, denn seitdem galt der alte Politfuchs Kretschmann als "äußerst bodenständig".
***
Einmal begab es sich, dass Winfried Kretschmann sich an der Wursttheke seines bevorzugten Supermarktes nicht zwischen 100 Gramm Paprikalyoner und 100 Gramm Putensalami entscheiden konnte. Für beide Sorten hatte er nicht genug Geld dabei. Lange überlegte er hin und her. Die wartenden Kunden in der immer länger werdenden Schlange, die sich hinter ihm gebildet hatte, drohten schon ungeduldig zu werden, als Kretschmann plötzlich einen genialen Geistesblitz hatte: Er orderte 50 Gramm Paprikalyoner und 50 Gramm Putensalami - und schon war das Problem gelöst!
***
Als es im Verein der Freunde der Erzabtei St. Martin e. V., in dem Winfried Kretschmann Mitglied ist, einmal zu Streitigkeiten darüber kam, ob die Wahl zum neuen Kassenwart per Handzeichen oder per Stimmzettel vollzogen werden sollte, schlug Kretschmann vor, darüber abzustimmen. Noch heute streitet man sich im Verein der Freunde der Erzabtei St. Martin e. V. darüber, ob diese Abstimmung nun per Handzeichen oder per Stimmzettel vollzogen werden soll.
***
Erst kürzlich hatte Winfried Kretschmann keine Lust, einer Partyeinladung der Grünen-Chefin Claudia Roth zu folgen. Mit Schaudern erinnerte sich der Freund des ernsten Chorwerks an die scheußliche Stampfmusik, die Claudia Roth so liebt und zu der sie gern wild tanzt. Er entschuldigte sich damit, dass er krank sei, und kam damit durch.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Rückzug von Marco Wanderwitz
Die Bedrohten
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül