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die stimme der kritikBetr.: Microsoft

WINDOWS MIT POMMES

Auf den Strafantrag des US-Kartellgerichts, den Microsoft-Konzern in zwei Teile zu zerschlagen, erwiderte deren Sprecher Jim Cullinan, dies sei so, als ob McDonald’s aufgefordert würde, nur noch Hamburger, aber keine Pommes frites mehr zu verkaufen. Und zudem noch gezwungen würde, das Rezept für seine Geheimsoße zu veröffentlichen.

Gut gegeben, könnte man meinen. Das Problem ist nur, dass McGates den Burger zwar erfunden hat und auch diverse Beilagen wie Word oder Excel – und weil er der Erste war, fand dieses Menü rasch weltweit Verbreitung – die Pommes aber, die als Browser den Zugang zum Internet ermöglichen, sind nicht seine Idee. Gates war so damit beschäftigt, das Monopol seiner Uralt-Geheimsoße MS-DOS zu sichern und die trübe Tunke zu Windows 2000 aufzumotzen, dass er die Internet-Zeit völlig übersah. Doch irgendwann merkte er, dass er ohne Pommes bald keine einzige Bulette mehr loswird. Deshalb erwarb er schnell eine Pommes-Lizenz und trat einem Konsortium bei, das die Verträglichkeit der verschiedenen Pommes-Arten sichern sollte. So weit, so gut. Doch dann friemelte er seine Fritten so um, dass sie mit allen anderen am Markt unverträglich wurden – und wollte nun alle Großabnehmer seiner Buletten zwingen, künftig nur noch seine Pommes anzubieten. So, dachte sich der gierige Burgerking, werde ich im Handumdrehen auch noch Frittenkönig. Für diesen fiesen Trick soll er jetzt zur Strafe mit einer Pommes-Bude wieder ganz unten anfangen.

Natürlich jammert McGates – aber eigentlich kann seinem fetten Imperium nichts Besseres passieren, als sich in kleine, innovative Einheiten aufzuspalten. Noch wirbt die Wirtschaftswoche mit dem Imperator Gates neben Cäsar und Napoleon, doch wenn er so weitermacht, wird Big Bill in hundert Jahren so vergessen sein wie heute die Eisenbahnkönige – samt seiner tollen Geheimsoße. Und bald wird auch für die Beilagen bei McGates niemand mehr teures Geld bezahlen, wenn nebenan ein Gratisbuffet mit leckeren Linux-Zutaten lockt. Niemand wird Windows mit Pommes eine Träne nachweinen, wenn die Junk-Food-Ära des Computerzeitalters endlich vorbei ist.

MATHIAS BRÖCKERS

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