piwik no script img

die stimme der kritikBetr.: Agnes Hürland-Büning

EINE FRAU GEHT IHREN WEG

Agnes Hürland-Büning! Toller Name mit doppeltem „Übermut“. Tolle Frau. Und wie sie immer so feinsinnig lächelt. Hinreißend. Leider wird die 73-jährige CDU-Seniorin und Ex-Staatssekretärin von den Medien vernachlässigt. Das muss an ihren 60er-Jahre-Lockenwicklern liegen. Hürland-Büning sieht immer aus, wie die Cheffregatte der behuteten Omabrigaden im Berliner Operncafé. Deshalb ist sie auch nicht gerade der Quotenbringer. „Sie nun wieder!“, schreien die Kinder und schalten sofort das Gerät ab, sobald Agnes kommt.

Das ist schwer ungerecht. Denn Agnes ist neben King Kohl die schönste Figur im Schwarzgeld-Syndikat der Unierten. Was gefällt, ist die schockartige Disproportionalität zwischen ihrer tantchenhaften Performance und der genialen Abzocke. Bestechlichkeit und Dackelblick – auf höchstem Niveau. Auf der Geheimdienstliste des Elf-Aquitaine-Vermittlers Dieter Holzer steht sie in einer Reihe mit großartigen Schmierlappen unserer Republik. Krause Günther, Münch Werner, Kiep Walther Leisler.

Nach Erkenntnissen der Schweizer Ermittler in Sachen Leuna ist die Agnes von Elf Aquitaine Genève mit 267.500 Mark begünstigt worden, überwiesen nicht etwa aufs Zürcher Nummernkonto, sondern auf eines der Commerzbank in Dorsten. Nur Peanuts. 8,5 Millionen hat die Agnes als Beraterhonorar von Thyssen kassiert. Keiner weiß wofür. Angeblich bekam sie auch noch 15.000 monatlich als festes Zubrot. Dazu das Staatssekretärinnengehalt. Was macht die mit dem ganzen Bimbes? Da Frau Hürland-Büning medial nicht ausreichend gewürdigt wird, hier nochmals ihre Antwort, wortgetreu. „Ich habe vier Kinder und sieben Enkel, was meinen Sie, wo mein Geld bleibt!“ Für diese Antwort lieben wir die Agnes. Jetzt soll sie vor dem Schweizer Chefermittler Perraudin aussagen. Es geht um die kurz vor dem heißen Leuna-Deal gegründeten Briefkastenfirmen des Thyssen-Konzerns, der Mitglied im Leuna-Baukonsortium war, um Connections nach Beirut, um Stroh- und Hintermänner und weiß der Teufel was. Und mittenmang immer die Agnes. Mit ihren Lockenwicklern und dem kreuzbraven Christkindl-Gesicht. Ungeheuer tolle Frau! MANFRED KRIENER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen