die stimme der kritik: Betr.: Wohngemeinschaften in Deutschland
Teufel, Langhans, Kunzelmann!!!
Als Sabrina siebzehn war, war ihr Busen noch dreieinhalb Körbchen größer – so weit die Top-News aus dem „Big Brother“-Haus vom vergangenem Samstag. Das Spendenkonto für den in Schuldennot geratenen Lachsack der TV-WG wird nach dieser Meldung wahrscheinlich weiter anschwellen. Und die mopsfidele Sabrina dürfte auch bei Pornoproduzentin Dolly Buster auf der Liste stehen, die schon Zlatko für ein tabuloses Sex-„Big Brother“ casten wollte.
„Darauf gebe ich nicht mal ein state“ – meinte der in Windeseile zum Elder States-Proll gereifte Automechaniker dazu, als ihn die Anfrage per Handy auf Mallorca erreichte – beim Wasserski-Training für „Zlatkos Welt“.
Seit ich neulich mit meiner Liebsten in der U-Bahn in einen lautstarken Streit über Wert und Unwert der Fernseh-WG geriet – ich: „Schwachsinn, Neobanalismus, Analphabetentum usw.“, sie: „typisch arrogantes, intellektuelles Arschloch, Buchstabenfriedhofswurm usw.“ –, schaue ich wieder ab und zu bei „Big Brother“ rein. Und ich muss zugeben: Dämlicher als in den anderen Talkshows ist das Geschwätz in der BB-Küche keineswegs. Aber das ist noch kein Grund, sich das anzugucken, und erst recht nicht, darüber zu schreiben.
Dabei haben sich die Dinge mittlerweile in einer Art entwickelt, dass man nicht mehr nur einfach teilnahmslos bleiben kann. Denn: Es droht, dass Jürgen, das schleimigste, verlogenste und spießigste Mitglied der Wohngemeinschaft, das Spiel gewinnt.
Ein eitles Ekelpaket, das auf dufte macht, als Aushängeschild des deutschen Wohngemeinschaftswesens? WG-GenossInnen, Kommunarden, Hausbesetzer, Zonis! Auch wenn’s lange her ist – das darf nicht sein! Erteilt dem rheinischem Klüngel, der über Internet und Telefon seine Schleimspur legt, eine Abfuhr!
Wenn schon ein Kerl gewinnt, dann ein ganzer wie John, unser Punk und Hausbesetzer aus dem Osten – nicht nur weil er die Kohle am besten gebrauchen kann. Sondern weil er echt ist, Gefühle zeigt, sich kümmert und sich nicht dauernd mediengeil für die Kamera produzieren muss.
Und Jürgen? Den macht bitte zum Prinzen der Ballermann-Jecken und befördert ihn in die Zlatko-Hölle!
MATHIAS BRÖCKERS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen