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die stimme der kritikBetr.: www.bekifft-ficken.de

Mit einem pikanten Wortspiel treffen die JuLis mitten ins Sommerloch

Lange hatten sie nachgedacht im Land zwischen den Meeren. Sich den Kopf gekratzt, Argumente hin- und hergeworfen. Björn sagte dies, Torben sagte das, und dann ist den schleswig-holsteinischen Jungen Liberalen was ganz Lustiges eingefallen, was Jugendlich-Unbekümmertes sozusagen. Unter der Internet-Adresse www.bekifft-ficken.de haben sie jüngst ihre Ansichten, Meinungen und Standpunkte ins Netz gestellt und damit einen kleinen Coup im mittlerweile doch recht beengten Sommerloch gelandet.

www.bekifft-ficken.de soll bei den Jungen so ähnlich funktionieren wie die Expo-Werbung mit Peter Ustinov und Verona Feldbusch. „Ficken.de“ war wie erwartet schon besetzt, „kiffen.de“ und „bekifft.de“ natürlich auch und „www.hasch.de“ hat sich der User Harald Hasch reservieren lassen. Deshalb: bekifft-ficken.de. Ein „pikantes Wortspiel“, fanden die Kieler Nachrichten, ohne näher darauf einzugehen, was denn daran ein Wortspiel sein soll. Sie fanden es vermutlich einfach nur schön, mal „bekifft-ficken.de“ in die Zeitung zu schreiben. Als „geschmacklos“ bezeichnete nicht ganz unerwartungsgemäß der FDP-Landtagsfraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki die Präsentation, wenngleich auch er für die Legalisierung von Haschgift ist. Jedenfalls bat er die Geschäftsführer der FDP, mit dem Nachwuchs zu reden. Ziel: ein „geschmackvollerer Internetauftritt“. Auch sollte man seinen Geschlechtspartner bewusst erleben, betonte der Liberale. Deshalb raucht man doch, würde ich da doch mal sagen. Aber egal.

Ganz so flott, wie der Name es filigran andeutet, sind die Seiten nicht. Man könnte sogar auf die Idee verfallen, dass Björn Tönsfeldt, der Regionalleiter der JuLis, noch nie inhaliert hat, wenn man seine Worte auf der „bekifft-ficken.de“-Seite liest: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, vor allem in der jungen Generation (...) Eigenverantwortung und Eigeninitiative (...) Garanten einer mündigen und selbständigen Gesellschaft“ usw. Schon richtig; klingt nur bisschen steif, irgendwie. Dafür ist die liberale Legalize-it-Kampagne generationsübergreifend; kaum eine Woche vergeht ja inzwischen, in der nicht RentnerInnen geschnappt werden, die ihr karges Brot durch den Verkauf von Hasch aufbessern wollten.

Es gibt übrigens auch Haschischsätze. Einen fand ich grade bei Douglas Hofstadter: „Ach, leider können du und ich nur eine Einweg-Kommunikation haben, denn du bist eine Person und ich nichts als ein Satz.“

           DETLEF KUHLBRODT

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