die stimme der kritik: Betr.: Friedensstiftende Maßnahmen
Die Kolping Jugend integriert ausländische Mitbürger
„Wenn der Schnee auf dem Balkan schmilzt, beginnt die Saison der kleinen Kriege“, setzte der engagierte Historiker Michael Stürmer gerade zu einem frühlingshaften Kommentar in der Welt an und erinnerte noch einmal an die Lehren, die die wechselvolle Geschichte Südosteuropas bereithält: „Ein Mann ohne Waffe ist dort kein Mann.“
Während also außerhalb Deutschlands wieder einmal die Zeit der unterhaltsamen Scharmützel angebrochen ist, herrscht hierzulande immer noch der eine große Krieg der Kulturen. Auf dieses heimische Schlachtfeld beziehen sich die aktuellen Anzeigen der katholischen Kolping Jugend, die unter anderem in der pädagogisch wertvollen jetzt-Beilage der Süddeutschen Zeitung geschaltet werden. „Fatima und ich lieben uns“, steht dort unter dem Foto von Martin, einem schüchternen blonden jungen Mann in braunem Pullover und traurigen Augen: „Ihre Eltern wollen mich dafür umbringen. Meine Freunde auch.“
Das ist schlimm. Martin, gerade mal 16 Jahre alt, befindet sich in einer heutzutage leider nur zu alltäglichen Situation. Auf der einen Seite warten seine katholischen Freunde mit kahl rasiertem Schädel und Baseballschlägern, auf der anderen Fatimas muslimische Verwandtschaft mit Schnurrbart und gezücktem Messer: Deutschland im Frühling, ein Land im Krieg.
Dass an dieser Frontstellung selbstverständlich vor allem die ausländischen Mitbürger Schuld tragen, legt die Jugendorganisation des Kolpingwerks auf den anderen Anzeigenmotiven dar: „Meine Eltern wollten nie, dass ich deutsche Freunde habe“, beklagt sich zum Beispiel Samira, 17. Und Adem, der ein Goldkettchen trägt und gegelte Haare hat, ahnt, dass in seinem Kulturkreis ein Mann ohne Fäuste kein Mann ist. Darum habe er sich auch „früher immer um seine Ehre geprügelt“.
Fremdenhass und sinnlose Gewalt – so geht es zu bei unseren ausländischen Gästen. Schön ist jedoch, dass die Anzeigen der Kolping Jugend, die unter dem kämpferischen Motto „Mut zeigen“ veröffentlicht werden, auch Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben machen. Samiras Eltern haben inzwischen die deutschen Freunde ihrer Tochter kennen und schätzen gelernt, und auch Adem hat eingesehen, dass Integration ohne Anpassung nicht zu haben ist. Seine Schlägereien gehören darum inzwischen der Vergangenheit an: „Jetzt bin ich der King, weil’s ich nicht mehr mache.“ Danke, Kolping Jugend.
KOLJA MENSING
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