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die empfehlung„Fast so knuffig wie Habeck“

Keine Bundestagswahl ohne Wahlaufrufe von mehr oder weniger bekannten Menschen. Manche sind gelungener als andere.

Zu einer Bundestagswahl gehören stets auch Wahlaufrufe. So warb der Kabarettist Wolfgang Neuss einst mit dem Slogan „Pack den Willy in den Tank!“ für die SPD. Heute klingen Wahlaufrufe in der Regel anders, was allerdings nicht unbedingt ein Fortschritt ist.

„Jeder Mensch muss bereit sein, den Beitrag für die Gesellschaft zu erbringen, den er zu leisten imstande ist“, heißt es beispielsweise in einem gerade veröffentlichten Aufruf von rund 60 Wis­sen­schaft­le­r:in­nen und Publizist:innen. „Sorgen wir mit unserer Stimme dafür, dass die SPD – mit Olaf Scholz als Bundeskanzler – weiter die Bundesregierung anführen kann“, schreiben unter anderem der Politikwissenschaftler Gero Neugebauer, der Historiker Uli Schöler und der Schriftsteller Johano Strasser. Ob die Un­ter­zeich­ne­r:in­nen, von denen sich der überwiegende Teil im Pensionsalter befindet, damit überzeugen können?

Die Linkspartei hat da schon mehr zu bieten. Zu ihrer Wahl rufen gleich mehrere hundert Wis­sen­schaft­le­r:in­nen auf. „Es braucht eine linke oppositionelle Kraft im Bundestag, eine fürsorgende, sozial-ökologische, öko-sozialistische Partei, die Druck auf andere Parteien macht, Missstände anprangert und versucht, ihnen vereint zu begegnen, um gemeinsam dem Ziel eines guten Lebens für Alle näher zu kommen“, heißt es in ihrem Aufruf, zu dessen Erst­un­ter­zeich­ne­r:in­nen die Philosophinnen Rahel Jaeggi und Katja Diefenbach, die Soziologen Klaus Dörre und Stephan Lessenich sowie die Politikwissenschaftler Ulrich Brand und Frank Deppe gehören.

Etwas erschwert wird die Lektüre durch den akademischen Hang zum Bandwurmsatz. So tritt aus ihrer Sicht die Linke ein „für den dreifachen kategorischen Imperativ ein: alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist; dass Auschwitz, Verfolgungen, Folter und Völkermorde sich nicht wiederholen; dass die Natur und Umwelt zu schützen sind, die unsere aller Lebensgrundlagen bilden“.

Dass Wahlaufrufe auch heutzutage etwas weniger umständlich formuliert werden können, dokumentieren der Kabarettist Max Uthoff („Die Anstalt“) und die Bildungsaktivistin Tina Uthoff. Ohne viel Schnickschnack gibt das Paar drei kurze knackige Punkte an, warum es bei dieser Wahl die Linkspartei wählen will: „1) LINKS ist das Gegenteil von RECHTS. 2) Grün oder SPD wird nicht reichen, um Merz etwas entgegenzusetzen. 3) Wir stehen für Solidarität und soziale Gerechtigkeit.“ Und für die, die das noch nicht überzeugt, haben die Uthoffs noch ein weiteres schlagendes Argument parat: „Außerdem ist Jan van Aken fast so knuffig wie Habeck.“ Pascal Beucker

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