Proteste in Togo: Die Leute in Lomé verdienen internationale Rückendeckung
Der Unmut über das Gnassigbé-Regime macht sich Luft. Die Proteste werden immer gewalttätiger. Und die Polizei geht immer härter gegen sie vor.
F ür die Jugend auf den Straßen der Republik Togo ist das Regime der Familie Gnassingbé unerträglich geworden. Seit über 60 Jahren regiert die Familie das Land wie einen französischen Hinterhof. Ständige Verhaftungen, Grabesruhe an den Universitäten, Eingriffe in jede kritische Form von Kunst oder Meinungsäußerung gehören so sehr zum Alltag, wie Panzer auf den Straßen. Die Securité wurde vom Innenminster angewiesen, „gnadenlos zu sein“.
1993 stellte Deutschland die Entwicklungshilfe ein, nahm sie aber 2006 wieder auf. Wegen seiner historischen Rolle, als ehemaliger Kolonialist, kommt Deutschland eine besondere, die Demokratie schützende Rolle zu. Stattdessen aber finanziert die CSU-nahe Hans-Seidel-Stiftung bis heute Funktionäre der Regierungspartei bei ihrer politischen Arbeit. Unermüdlich hingegen versucht Brigitte Kafui Adjamagbo-Johnson die Weltöffentlichkeit auf Togo aufmerksam zu machen.
ist Honorarkonsul der Republik Malawi und Autor des Romans: „Lomé – Der Aufstand“, Berlin 2020.
Die Menschenrechtsanwältin wurde mehrmals verhaftet und warnte kürzlich in einem regionalen Radiosender davor, dass es bei den geplanten Demonstrationen gegen die Verfassungsänderungen zu einem Blutbad kommen könnte. Präsident Faure Gnassingbé will mit einer Verfassungsänderung seine Amtszeit verlängern. Frau Adjambago plädierte für Bürgerforen unter Beteiligung internationaler NGOs und warnte davor, dass die Folter in den Gefängnissen zum Alltag werden könnte.
Die Opposition ist wie in den meistern afrikanischen Ländern zersplittert, in diesem Fall aber tritt sie gemeinsam auf. Sie bittet darum, dass vor allem Frankreich, Großbritannien und Deutschland den Präsidenten eindringlicher vor Gewalt warnen und zivile Bürgerforen einklagen, bei denen die Regierung bereit ist, die Nöte Togos anzuhören. Es fehlt aber eine klare Haltung des Auswärtigen Amtes und des Ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Deutschland und die EU wären jetzt gefordert, endlich eine afrikanische Friedenspolitik zu entwickeln. Die Hauptstadt Lomé steht vor einem Aufstand.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Schwarz-rotes Stromsteuer-Fiasko
Vertrauen im Eiltempo verspielt
Teures Wohnen
Linke will Mieten erst stoppen, dann senken
Wegen Angriffen in Budapest
Bundesanwaltschaft klagt sechs weitere Antifas an
Verzicht auf Dating
Die Liebe, die ich habe
Dobrindt will Gespräche mit den Taliban
Abschieben für die AfD
Geplantes Primärarztmodell
Ist da wirklich was, Frau Doktor?