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die dritte meinungEs geht nicht um 219a, sondern um ein modernes Abtreibungsrecht, kritisiert Johanna Uekermann

Johanna Uekermann

Jahrgang 1987, gehört dem, SPD-Parteivorstand an und ist ehemalige Juso-­Vorsitzende.

Gesundheitsminister Jens Spahn und andere Konservative sind Teil eines massiven Backlashs in einem öffentlichen Diskurs, der elementare Rechte von Frauen wieder unter Druck setzt. Die Debatte um Paragraf 219a ist nur der Anfang, und gerade deshalb sollten wir sie mit aller Verve führen. Statt Kriminalisierung, Pflichtberatung und öffentlicher Stigmatisierung brauchen wir mehr Unterstützung, freien Zugang zu Informationen und einen klaren Rechtsrahmen, der die Selbstbestimmung von Frauen in einem liberalen Abtreibungsrecht verwirklicht. Und dennoch dürfen wir nicht den Fehler begehen, uns in Debatten über Einzelparagrafen einlullen zu lassen.

Es ist 2018. Alles andere als die volle rechtliche Gleichstellung und die volle Selbstbestimmung für Frauen ist lächerlich. Wir sind nicht mehr bereit, mit Spahn und Co darüber zu diskutieren, was unsere Mütter und Großmütter erstritten haben.

Wir dürfen unsere Gegner allerdings auch nicht unterschätzen. Jens Spahn fing an mit den Smarties. Er verglich die Pille danach mit einer Süßigkeit und suggerierte, Frauen würden diese wie Schokolinsen schlucken, wenn sie rezeptfrei würde. Es folgten die „Maßstäbe“, die ihn wunderten. Tiere schützen, Kinder nicht, war die Unterstellung. Und ganz nebenbei spricht er konsequent von „Werbung“ statt von „Informationen“ und verbiegt so die Debatte über den Paragrafen 219a.

Von Jens Spahn ist man inzwischen so einiges an abstrusen Vergleichen gewohnt. Vielleicht machen sich deshalb manche Linke und Liberale über „Smarties-Jens“ lustig und nehmen ihn nicht mehr ganz ernst. Doch Verniedlichung ist falsch.

Wer glaubt, Jens Spahn könne eine Reklametafel nicht von einem Infozettel und Smarties nicht von der Pille danach unterscheiden, verkennt, welche Haltung dahintersteckt: ein zutiefst patriarchales und paternalistisches Weltbild. Es spricht Frauen konsequent das Recht auf Selbstbestimmung und die Eigenverantwortung ab. Ein Frauenbild, das wir schon fast überwunden zu haben hofften.

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