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die drei fragezeichen„Ich bin kein Nachtwächter“

Hendrik Meier, Party-, äh, Nacht­bürger­meister Foto: Benedikt Spether/dpa

Mannheim hat nicht nur hübsche Quadrate, sondern als erste deutsche Stadt nun auch einen sogenannten Nacht­bürger­meister. Was er vorhat, sagt er im Interview.

taz: Hendrik, seit ein paar Tagen bist du Mannheims gewählter Nachtbürgermeister, der Erste seiner Art deutschlandweit. Streifst du künftig nach Sonnenuntergang durch die Straßen und schaust ein bisschen nach dem Rechten?

Hendrik Meier:Nein, nein, ich bin kein Nachtwächter, und polizeiliche Aufgaben übernehme ich auch nicht. Ich bekomme ein Büro und werde Sprechstunden initiieren – tags­über. Der Dialog steht klar im Vordergrund. Ich werde mit Anwohnern sprechen, mit Feiernden und Bar­be­trei­bern, werde die städtischen Gremien und Kulturzentren besuchen und mir anhören, was dort für Mannheims Nachtleben gewünscht wird. Ich will Schlüsselstelle sein zwischen all diesen Akteuren – erst mal bis Ende 2019. Dann wird geschaut, wie es so gelaufen ist.

Welche Wahlversprechen haben denn dazu geführt, dass du den Job gekriegt hast?

Ich werde mich dafür einsetzen, dass die Initiative „Ist Lui­sa hier?“ auch in Mannheims Kneipen und Clubs ankommt. Das Personal soll dementsprechend geschult werden und künftig Bescheid wissen, dass „Ist Luisa hier?“ ein Code für „Ich werde sexuell belästigt“ ist. Die Hemmschwelle für belästigte Personen, sich beim Barkeeper zu melden, ist dadurch geringer, und es können schneller weitere Maßnahmen getroffen werden. Ich höre in meinem persönlichen Umfeld immer öfter Bedenken, feiern zu gehen, wegen möglicher sexueller Übergriffe.

Ansonsten möchte ich, dass der Luisenring entschleunigt und kostenloses Trinkwasser zur Verfügung gestellt wird. Die Sommer in Mannheim sind trocken und heiß und man sieht immer, tagsüber und nachts, dass Leute an den Hotspots herumhängen und zu wenig Wasser trinken. Da rückt regelmäßig der Rettungsdienst aus. Es gibt ein Projekt, Refill Mannheim, das vorschlägt, blaue Sticker an Kneipen und Bars zu kleben, in denen man kostenlos Wasser bekommt.

Night Mayors“ gab es bisher nur in Metropolen wie New York oder London. Warum braucht Mannheim dich?

Ja, Mannheim ist mit 300.000 Einwohnern die kleinste „Mayor City“, aber Mannheim ist auch Unesco City of Music und ein wahnsinnig guter Krea­tiv­stand­ort und außerdem Ausgeh­stadt. Wir haben ein überdurchschnittlich hohes Bar-Aufkommen hier, und gerade in den Sommermonaten ist das Konfliktpotenzial ziemlich groß. Das fängt an mit zerdepperten Flaschen und geht bis zur steten Lärmbelästigung.

Interview: Leonie Gubela

Hendrik Meier, 27, stammt aus Nürnberg und lebt seit zwei Jahren in Mannheim. Dort studiert er Musik- und Kreativwirtschaft und arbeitete bisher als Booking-Agent. Als Nachtbürgermeister wird er ab August 50 Stunden im Monat tätig sein.

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