deutschstunde: Bewährter Zwang
Was in den Niederlanden längst Praxis ist, wird jetzt endlich auch in Deutschland diskutiert: Zuwanderer sollen gesetzlich verpflichtet werden, an Integrationskursen teilzunehmen. Das fordern sowohl die Sozialdemokraten – jedenfalls der nordrhein-westfälische Innenminister Behrens – wie auch die Union.
Kommentarvon HENK RAIJER
Damit erkennt die deutsche Politik endlich an, dass sich das Phänomen Einwanderung nicht ignorieren lässt. Denn eine Folge war, dass sich viele Ausländer in Ghettos eingerichtet haben. Nichts spricht dagegen, die eigenen Werte in der Diaspora zu betonen und sich eine Erlebniswelt zu schaffen, die an die Heimat erinnert. Dennoch muss die Sprache der Aufnahmegesellschaft gelernt werden, geht es doch nicht zuletzt um die Chancen der Kinder.
Bisher allerdings fehlten oft die Sprachkurse, die die Einwanderer freiwillig hätten besuchen können. Das Gute an der neuen Debatte ist: Integrationskurse können überhaupt erst vorgeschrieben werden, wenn auch das Angebot ausreicht. Obwohl es so scheinen könnte, als würden vor allem die Ausländer in die Pflicht genommen – faktisch ist es umgekehrt: Die Politik unterwirft sich einem Zwang, nämlich für Lehrer zu sorgen.
Richtig ist, wenn die deutschen Vorschläge eine Anregung aus den Niederlanden nicht übernehmen: Geldbußen zu verhängen, falls Einwanderer den Integrationskurs schwänzen. Denn dies funktioniert nicht, wie die holländische Praxis zeigt: So erhalten viele Flüchtlinge oft nur Sozialhilfe, bei ihnen ist also sowieso nichts zu holen. Und umgekehrt kommt es vor, dass ein gut gestellter Kleinunternehmer, der seine frisch Angetraute aus Marokko lieber am Herd als in der Schule sieht, die Strafe aus der Portokasse zahlt.
Stattdessen dürfte sich der sanfte Druck bewähren, den deutsche Politiker bisher favorisieren: Wer brav zum Sprachkurs kommt, soll schneller eine Aufenthaltserlaubnis und Zugang zum Arbeitsmarkt erhalten.
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