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Archiv-Artikel

der wochenendkrimi Der Apfelmann

„Starkes Team: Blutige Ernte“, Sa. 20.15 Uhr, ZDF

Er ist der Herrscher über Jamba, Elstar und Cox Orange: Breitbeinig schlurft Apfelkönig Harald Fries (Vadim Glowna) über seinen Hof. Wenn es ihm gefällt, dann trägt er ein Gewehr bei sich, das er auch schon mal launig gegen seine Mitmenschen richtet, und seine polnischen Erntehelferinnen sind für ihn sowieso Freiwild. Nun wird eine von ihnen mit eingeschlagenem Schädel unweit seines Guts gefunden. Den Ermittlern (Florian Martens und Maja Maranow) tut sich bei ihren Untersuchungen eine Welt aus archaischer Männlichkeit auf, die von entfesselten Trinkritualen und ungehemmtem Triebabbau bestimmt wird.

Eigentlich hätte „Blutige Ernte“ (Regie: Michel Bielawa, Buch: Peter Zingler) ein wuchtiger Psycho-Krimi über das unheilvolle Zusammenwirken von Sexualität und Besitzdenken werden können. Doch die Filmemacher verzetteln sich bei der Charakterzeichnung. Der Apfelkönig soll nicht nur ein geiler Grobian, sondern auch eine empfindsame Seele sein, der sich eigentlich nur in die Arme seiner vornehmen Exfrau zurückwünscht.

Das „starke Team“ kommt ja sonst eher schlicht und recht gut daher; diese Episode ist nun leider komplex und sehr schlecht geraten. Gerade den Frauenfiguren wird übel mitgespielt. Sicherlich meinte man es nur gut und wollte sie als autonome Wesen in schwierigen Abhängigkeitsverhältnissen zeigen – so versucht die Ehefrau des Apfelkönigs ihre Pfründe gegen mögliche Konkurrentinnen zu verteidigen, und das Mordopfer unterhielt sexuelle Kontakte zu gleich drei Männern. Doch das Ganze ist dramaturgisch so ungeschickt aufbereitet, dass unfreiwillig die Sichtweise des brachialen Obstbauern legitimiert wird: Alles Schlampen außer Mutti. CHRISTIAN BUSS