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der taz-wm-mittagstischDie erste Adresse

Bürgersteig-Fußball

Ausgerechnet der „dritte Raum“ ist die erste Adresse im Viertel. Zumindest mittags, wenn WM-Premieren-Fernsehen läuft und die Kneipe „wir zeigen sie alle“ verspricht. Dann nämlich wird die Leinwand gleichzeitig von vorne und hinten bestaunt, wer keinen Platz mehr findet, steht im Türrahmen, und wer selbst da nicht mehr unterkommt, glotzt einfach von draußen rein.

Von Letzteren gibt es besonders viele. Schlips und Sakkoträger, die kurz stehen bleiben, den Spielstand erhaschen und ein bisschen gedankenverloren in WM-Atmo baden, bis sie die Arbeitsmoral einholt. Immerhin bleibt man draußen gänzlich unbeleckt von übereifrig überbordenden deutschen Kommentatoren. Nur die Tore (die verpassten und die echten) dringen bis nach draußen.

Drinnen dagegen wird auch nichts auf Kommentatorengeschwätz gegeben, sondern lautstark und immer im Wechsel für die jeweiligen Außenseiter geschwärmt. Zum Beispiel die Belgier, die sich gegen starke Brasilianer in einen wahren Rausch spielten, sogar das erste Tor machten, was ihnen aber aus fadenscheinigen Gründen aberkannt wurde. Der Schalker soll vor seinem Treffer Roque Junior gezupft haben, aber das war zumindest vom Bürgersteig aus nicht zu erkennen. So zog mit Brasilien doch noch ein Latino Team ins Viertelfinale ein. Die Artisten Rivaldo und Ronaldo waren eine Nummer zu groß für die munteren Kicker aus dem Land der Fritten. Jetzt können sie die gehässigen Transparente abnehmen, mit denen sie an der Grenze ihre holländischen Nachbarn quälen: „Hier beginnt die WM.“

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