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Archiv-Artikel

der kommentar Jetzt aber Ruhe!

Madonna vergleicht in einer Videosequenz bei ihrer „Sticky and Sweet“-Tour McCain mit Hitler und Mugabe. Wie einfallslos.

Madonna glaubt wohl, dass das Phänomen McCain noch der Erläuterung bedurfte – und setzt ihn in einer Videosequenz vor den Augen der Öffentlichkeit mit Hitler und Mugabe gleich. Damit macht sie im Grunde nichts Neues, sondern bringt die Aufmerksamkeitsmaschinerie in Gang, die von ihr erwartet wird. Sex bringt es nicht mehr, damit hatte sie sich schon in Szene gesetzt, Religion ist auch schon erledigt, seitdem sie sich in einer Bühnenshow ans Kreuz hängen ließ, also wird nun die nächste Eskalationsstufe gezündet.

Ob ihre Video-Szenen nun Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit sind, ihre politische Meinung kundtun oder beides, braucht dabei nicht zu interessieren. Man wünscht es sich vergeblich, aber Madonna und ihre Pop-Kollegen täten der Welt einen Gefallen, wenn sie sich mit solchen Äußerungen einfach mal zurückhielten. Denn mit ihrem Vergleich zeigt sie nur, dass sie als politische Kommentatorin genauso unbegabt ist wie als Schauspielerin.

So sehr man McCain verabscheuen mag, so sehr man glaubt, dass dieser Senator als nächster Präsident eine Katastrophe für Mensch und Umwelt sein wird, so wenig ist eine wirkliche Nähe zu Hitler zu erkennen. Oder zu Mugabe. Es soll also nur um Krawall gehen, in dem sich wieder Madonnas Gabe für die Provokation manifestiert.

Ob die Sängerin wirklich glaubt, dass diese Aussage McCains Gegner Barack Obama bei der Wahl zum Präsidenten helfen könnte, ist ungewiss. Vielleicht. Mehr aber spielt sie genau dem Mann in die Hände, den sie zu verhindern versucht. Bezeichnend für die Einfallslosigkeit hingegen ist, dass Madonna sich keines neuen Vergleichs bedient, sondern nur findet, was ordentlich Schlagzeilen macht. Und das ist leider Hitler. NATALIE TENBERG