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der homosexuelle mann . . . von ELMAR KRAUSHAAR

. . . wird gern gehasst und verabscheut, mit Leidenschaft und Emphase. Und am liebsten von denen, deren kleines schmutziges Geheimnis er verrät mit seinem Tun: den Männern im Rudel, den Gemeinschaften ohne Frauen, den Priestern, den Fußballern, den Häftlingen, den Soldaten.

Meinen beispielsweise die Uniformierten es besonders ernst in ihrem mutigen Kampf, dann greifen sie mit beiden Händen in die Kiste homophober Beschimpfungen, so als fänden sie darin Zauberformeln, die den Gegner ganz ohne Feuerwaffen schon außer Gefecht setzten. Die Nachrichtenagentur Associated Press veröffentlichte am 11. Oktober 2001 ein Foto, aufgenommen auf dem Kriegsschiff „USS Enterprise“, im Afghanistan-Einsatz unterwegs. Ein Navy Officer, so die Bildunterzeile, sei dabei, eine Bombe zu „signieren“: „High Jack This Fags“, stand in Krakelschrift auf dem Kriegsgerät. Orthographisch nicht wirklich überzeugend, war die böse Absicht hinter der Grußbotschaft doch klar, gerichtet an die dämlichen Tunten im Feindesland.

Dieser Teil der – nennen wir es – moralischen Kriegsführung der USA landet bei den radikalislamischen Taliban aber an der falschen Adresse, schließlich lassen die mit ihrem geradezu elaborierten Schwulenhass jeden Navy-Legastheniker weit hinter sich. Lange diskutierten die geistlichen Taliban-Führer, wie denn Homosexualität bestraft werden könne. Der ursprüngliche Plan sah vor, die Verurteilten bis zum Hals in den Boden einzugraben. Dann sollte eine Mauer über ihren Köpfen zum Einsturz gebracht werden. Zum Einsatz aber kommt immer wieder eine moderne Variante: Ein der Homosexualität Überführter muss sich vor einer Steinmauer aufstellen, die von einem Bulldozer oder Panzer niedergerissen wird. Das Gottesurteil fällt nach einer halben Stunde. Dann werden die Trümmer beiseite geräumt, und Überlebende sind frei.

Ausländische Regierungen und Menschenrechtsorganisationen haben in den vergangenen Jahren immer wieder in Kabul auch gegen diese grausame Menschenrechtsverletzung protestiert, stets leugnete die Taliban-Führung: Hinter den Gewalttaten stünden wohl „Gruppierungen“, die der afghanischen Regierung feindlich gesinnt seien.

Die langjährigen, ganz besonderen Beziehungen zwischen den USA und Afghanistan sind kein Geheimnis, vor allem die finanzielle und militärische Hilfe aus Washington für diverse Mudschaheddin-Gruppierungen im einstigen Kampf gegen die Sowjetbesatzer ist bekannt. Die CIA hatte dabei ihre Finger mit im Spiel, auch um den Drogenhandel in der Region mit ortsansässigen Fachkräften in den Griff zu kriegen. Einer dieser willfährigen Geldempfänger war Gulbuddin Hekmatyar, der spätere kurzzeitige Ministerpräsident des Landes. Nach dem Abzug der Sowjets wurde Hekmatyar den USA zu mächtig, sie ließen ihn fallen, und die CIA brachte Berichte über die angebliche Homosexualität von Hekmatyar in Umlauf. Die signierten Bomben von heute setzen eine bewährte Tradition fort.

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