der große public-value-test SPEZIAL : Heute: Der Deutsche Fernsehgreis
Was dürfen öffentlich-rechtliche Sender im Internet? Am 23. Oktober werden Spielregeln festgeklopft. Bis dahin fragen wir: Wie steht es um den sogenannten Public Value der Sender? Und was haben Deutsche Fernsehpreise damit zu tun?
Name: Deutscher Fernsehpreis /Marcel Reich-Ranicki (MRR)
Alter: 10 (Preis) / 88 (MRR)
Sitz: Köln (Generalsekretariat)
Chefin: Petra M. Müller, seit 1999 Generalsekretärin des Deutschen Fernsehpreises, ZDF-Fernsehrätin und Berlin-Brandenburger Medienbeauftragte
Wieso dann Köln?: Geburtsfehler – in Köln war gerade ein großes Studio frei
Chef (Jury): Lutz Carstens, Chefredakteur von TV-Spielfilm
Gehört: ARD, ZDF, RTL und Sat.1, die den Preis 1999 als Nachfolger von Telestar (öffentlich-rechtlich) und Goldener Löwe (privat) stifteten. Übertragen hat das ZDF.
Merkt man davon was? Immer weniger: Eigentlich sollte der Preis ja den Abschied bedeuten von der langweiligen „Jeder zeichnet sich selber aus“-Masche der Vorgänger. Doch seitdem man die 26 (!) festen Kategorien noch um ein paar freie Preise ergänzt hat, bekommt halt wieder jeder was ab.
Information: Vor allem zum Thema Damenoberbekleidung. Sonst weniger – sondern eher „hirnlose Scheiße“, wie Elke Heidenreich in der FAZ schrieb.
Unterhaltung: Na ja, ging so. Nicht nur MRR war langweilig. Marktanteil: 4,37 Millionen im Halbschlaf (13,2 %); der ARD-„Tatort“ hatte 6,87 Mio. (19,3 %)
Highlights: 2008 ein gewisser Herr Reich-Ranicki, siehe taz von gestern oder auch www.zdf.de
Tiefpunkte: „DSDS“ als beste Unterhaltungssendung 2008 – taufrisch, das Ganze. Ganz generell die Abkehr vom früher mal ernst gemeinten Versuch, ein seriöser Preis zu sein. Man denke nur: Als der Deutsche Fernsehpreis startete, machten sie sich beim Grimme-Preis in Marl ernsthaft Sorgen.
Typisch bei deutscherfernsehpreis.de: Die Gala-Fanfare als Intro-Musik. Ein eher verklausuliertes Eingehen auf MRR. (Begründet hatte er seine Entscheidung mit seiner Kritik an der Qualität des Fernsehens.)
Public Value: Aufmerksamkeit für Contergan-Opfer
Bilanz: Am Freitag diskutieren Lehrer (Gottschalk) und Literaturpapst (MRR) über TV-Qualität (17. 10., 22.30 Uhr, ZDF)
Fazit: Wer will noch mal, wer hat noch nicht – auf ein Wiedersehen beim Fernsehpreis 2009!
Innofizielles Motto: Marl, Marl, wir alle Fahr’n nach Marl!