piwik no script img

daumenkinoDeutsche Werbung

Die Kamera fliegt über die Dächer von Frankfurt am Main, an Wolkenkratzern entlang, streift die Glaspaläste der weltweit operierenden Konzerne und Banken, und doch wirkt die Szenerie seltsam provinziell. Und das bleibt dann auch so. „Viktor Vogel – Commercial Man“ ist die Sorte deutsche Komödie, in der Werbefritzen mit anderen Werbefritzen darüber diskutieren, ob ans Ende einer Aussage nun ein Punkt oder vielleicht doch ein Komma gehört.

Was noch kein Problem wäre. Das Problem ist, dass dies eine der wenigen halbwegs komischen Szenen eines Films ist, der immerhin von sich behauptet, eine „hochamüsante Dramatic Comedy“ zu sein. Stattdessen wird ernsthaft von einem erwartet, man möge doch bitte darüber lachen, dass ein Schussel einem steifen Bürokraten Kaffee über den Maßanzug kippt. Außerdem wird Essen ins Gesicht gespuckt, Bonanza-Rad gefahren, gegen Türen gerannt, eine Hifi-Anlage zerstört, Nasenbeine gebrochen und auch sonst allerlei fideler Schabernack getrieben, der wirkt wie aus dem Kinderkanal geklaut.

Exakt von dort scheint Viktor zu kommen. Im Techno-Schlabberlook und mit Nichtfrisur sieht er aus wie ein Moderator des „Tigerenten-Clubs“, träumt aber von einer Karriere in der Werbewirtschaft. Und so schwindelt er sich in die Präsentation einer durchgestylten Agentur und rettet dort dem alternden Werbepapst Eddie Kaminsky den millionenschweren Werbeetat eines großen deutschen Autobauers. Mit Hilfe dieses absolut unglaubwürdigen Plots befinden wir uns nun mitten in der Welt der Dummschwätzer und Dampfplauderer. „Ja, ja, Ironie auf jeden Fall“, sagt einer der modernen Menschen. „Ja, Ironie ist gut“, antwortet der nächste, „und neue Medien wie Video find ich gut.“ Und schon ist der 80-Millionen-Etat klargemacht.

Götz George alias Eddie Kaminsky ist der Mann, der mit dem Älterwerden kämpft und der von einem Jüngeren an die eigene Sturm-und-Drang-Zeit erinnert und prompt revitalisiert wird. Was sich freilich nur in Nuscheln, schwerem Schnaufen und Behaarte-Brust-Rausstrecken zeigt. Schimanski im Maßanzug, das funktioniert genauso wenig wie der Rest von „Viktor Vogel“.

THOMAS WINKLER

Regie & Buch: Lars Kraume, mit Götz George, Maria Schrader, Vadim Glowna u. v. a. D 2001, 107 Min.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen