Veranstalter über Protestcamp auf Sylt: „Fünf Demos sind schon mal fest geplant“
Am Montag hat das Protestcamp Aktion Sylt begonnen. Zum vierten Mal reisen Punks im Kampf gegen soziale Ungleichheit auf die exklusive Nordseeinsel.
taz: Wie sehen eure ersten Tage auf Sylt aus?
Nimbus: Aufbauen. Freudiges Wiedersehen. Viele Leute hat man ja das ganze Jahr über nicht gesehen. Sonst ist das ja nicht unser erstes Mal. Das heißt, die Orientierungsphase wird immer kürzer. Also erst mal freudiges Hallo sagen und dann kleine Strukturen aufbauen. Letztes Jahr hatten wir kleine Duschen, wir haben auch immer einen Kochbereich und sogar „in-tent“ Besprechungs- und Treffräume. Solche Sachen müssen am Anfang auf die Tagesordnung.
taz: Was habt ihr sonst geplant?
Nimbus: Fünf Demos sind schon mal fest geplant: zu Klimagerechtigkeit, dann ist 30 Jahre Chaostage Jubiläum, eine Radical-Pride-Demo ist geplant und eine Demo gegen Polizeigewalt. Und dann noch eine Aktion-Sylt-Demo. Workshops haben wir auch. Da wünschen wir uns aber auf jeden Fall noch Programmpunkte und Leute, die Lust haben, mit uns Projekte zu erarbeiten. Bildungsprogramme wünsche ich mir persönlich immer ganz viel. Konzerte sind auch geplant und ein Punk-Box-Turnier. Also es ist für alle was dabei.
taz: Was erwartet ihr denn dieses Jahr von den Bewohner*innen und Tourist*innen?
Protestcamp: Bis Mitte August campen Punks unter dem Motto „Achtung, der Pöbel kommt!“ auf der Festwiese Tinnum auf Sylt
Nimbus: Wir sind ja jetzt schon ein paar Mal da gewesen. Das heißt, wir haben schon ganz gute Verbindungen knüpfen können zu vielen Bewohner*innen. Viele von denen kommen auch bei uns vorbei und verbringen ihren Feierabend mit uns. Und Touristen, ja, es ist auch immer schön, mit denen zu interagieren, weil die dann auch ein bisschen die Message zurück in ihre Heimat tragen. Also es wird immer besser. Es freuen sich auch viele Leute, wenn wir wiederkommen. Viele Bedenken, die am Anfang breitgetreten wurden, haben sich ja auch nicht bewahrheitet. Deswegen ist das jetzt eigentlich auch gelaufen – bis auf die Standard-Facebook-Hetze natürlich.
taz: Dieses Jahr also keine kreativen Gegenmaßnahmen der Sylter*innen?
Nimbus: Vorletztes Jahr war ja die Ausstellung mit den Wassertieren im Park. Ich habe zwar auch irgendwie am Rande mitbekommen, dass wieder irgendwas geplant ist im Park, aber wir haben jetzt eigentlich immer ganz gut zusammengearbeitet mit den meisten Menschen, die in der Stadtverwaltung arbeiten.
taz: Hat sich die Aktion Sylt seit dem ersten Mal stark verändert? 2022 war ja eher improvisiert, oder?
Nimbus: Ja, klar, am Anfang war es sehr wild. Aber es hat sich jetzt eine Gruppe an Leuten gebildet – da kommen aber auch immer wieder mal Leute dazu – die sich das ganze Jahr über immer mal trifft und Sachen organisiert. Also eine feste, aber offene Orgastruktur, die wir auch immer gern hierarchiefrei halten, so gut es geht. Mit den besten Regeln versuchen wir, das Zusammenarbeiten am Laufen zu halten. Es ist ein großer Freundeskreis, entstanden aus Leuten, die Lust haben, in die Richtung zu arbeiten und es verstetigt sich immer mehr.
Nimbus32, ist Mitorganisator des Protestcamps „Aktion Sylt“.
taz: Das heißt, ihr wollt auch nächstes Jahr wieder nach Sylt fahren?
Nimbus: Ich gehe stark davon aus, ich kann jetzt nur für mich persönlich sprechen, aber ich denke, da spricht eigentlich nichts dagegen. Ich denke, bei vielen anderen ist die Bereitschaft dazu auch sehr hoch.
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