piwik no script img

das wird„Auf dem Spieler landet das Besondere“

Frank Spilker, Sänger und Gitarrist bei Die Sterne, über Vinyl, Wertschätzung – und warum man Musik nicht im Internet bestellt

Interview Kevin Goonewardena

taz: Herr Spilker, erinnern Sie sich noch an Ihre erste selbstgekaufte Schallplatte?

Frank Spilker: Nein. Ich habe zum elften Geburtstag einen eigenen Plattenspieler bekommen, wahrscheinlich damit ich nicht auf der Hausanlage alle mit meiner Musik nerve. Anschließend habe ich sehr lange die Platten meiner älteren Brüder aufgehört. Von Beatles bis Krautrock. Vielleicht war es „Queen Live Killers.“

Haben Sie die noch?

Nein. Aber das macht auch nichts.

Nach 30 Jahren ist das Debütalbum der Sterne, „Wichtig“, in diesem Jahr erstmals auf Vinyl erschienen. Welche Bedeutung hat das Format für Sie als Musiker – in der Streaming-Ärea, in der wir heute leben?

Mittlerweile ist es das „besondere“ Album, das auf dem Plattenspieler landet. Das ist dann meistens nicht der neueste Kram, sondern etwas, das man schätzt und wie ein Juwel behandelt. Ich finde, das adelt sowohl die Musik, als auch den Tonträger. Außerdem kann man so schön großflächig darauf unterschreiben.

Frank Spilker

67, hat mit seiner Band Die Sterne inzwischen 13 Alben veröffentlicht. 1985 gründete er – noch im ostwestfälischen Bad Salzuflen – das Label „Fast Weltweit“ mit.

Wo kaufen Sie selbst noch Schallplatten ein?

Auf gar keinen Fall bestelle ich welche im Internet. Das meiste Vinyl kaufe ich auf Konzerten, wenn ich mich für eine Band begeistere. Und das, obwohl ich platten- und vinyl-mäßig ja im Paradies lebe.

Sie meinen Hamburg und seine vielen Läden.

Ich sage nur: Zardoz, Hanseplatte, Groove City, Michelle …

Sie holen heute das Konzert nach, das Sie im April geben wollten, am „Record Store Day“. Der soll unabhängige Plattenläden und Musiklabel feiern, auch durch besondere Releases. Seit Jahren mischen auch die Majors mit, Veröffentlichungen und Rahmenbedingungen werden zunehmend kritisiert. Hat sich die Idee überholt?

Die Sterne und Girlwoman: heute, 21 Uhr, Hamburg, Knust (Nachholtermin Record-Store-Day 2023); Sa, 9. 9., 21 Uhr, Schwerin, Komplex

Ja, vielleicht. Trotzdem haben wir Spaß daran, die lokalen Plattenläden zu unterstützen und alle, die sich idealistisch mit Musik auseinandersetzen. Solange niemand eine bessere Idee hat, ist es eben der Record Store Day.

Was haben Sie zuletzt am Record Store Day entdeckt?

Dirty Projectors + Björk – „Mount Wittenberg Orca“ Ich bin ein großer Fan von den Dirty Projectors und die Zusammenarbeit mit Björk lag auch auf der Hand. Schön, dass es das auch auf Vinyl gibt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen