das wird: „Es geht uns um eine Kultur gegen Einschüchterung durch Autoritäten“
Das Hamburger Metropolis zeigt ausgesucht schlechte Filme: Den Anlass der B-Movie-Reihe bietet die Ausstellung „Ernsthaft?!“ in der Deichtorhalle Harburg
Interview Wilfried Hippen
taz: Frau Ricupero, Sie haben zusammen mit Jörg Heiser die Ausstellung „Ernsthaft?! Albernheiten und Enthusiasmus in der Kunst“ in den Deichtorhallen kuratiert. Ergänzend dazu läuft eine Filmreihe im Metropolis. Was haben alte B-Movies mit der Kunstwelt zu tun?
Cristina Ricupero: Als wir beide die Idee zu dieser Ausstellung hatten, waren wir sehr inspiriert von den Filmen von Ed Wood, der ja als der schlechteste Filmregisseur aller Zeiten gilt. Ursprünglich wollten wir die Ausstellung sogar „Das Ed Wood Syndrom“ nennen.
Ein schöner Titel, aber wohl etwas zu kryptisch für ein Publikum, das sich Kunst in Ausstellungen ansieht.
Genau. Uns wurde klar, dass die Kunstwelt Ed Wood nicht kannte und so änderten wir den Titel.
Und wie wurden Sie durch B-Movies aus den 1950er- und 1960er-Jahren zu dieser Ausstellung inspiriert?
Durch sie kamen wir auf solche Fragen wie den Unterschied zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Geschmack, Ironie, Slapstick, den Camp-Ansatz und Trash-Kultur.
Cristina Ricupero
Kuratorin und Kritikerin, lebt in Paris.
Mir fallen zum Thema „schlechte Kunst“ die Restaurierungsversuche in spanischen Dorfkirchen ein, die vor ein paar Jahren berühmt wurden und bei denen Amateure historische Heiligengemälde übermalten, sodass sie dann wie von 10-Jährigen gepinselte Bilder aussahen. Hätten die auch in Ihre Ausstellung gepasst?
Ja, das hätte dem Geist der Ausstellung entsprochen. Wir zeigen etwa die Installation „Thrift Store Paintings“ von Jim Shaw, der dafür Gemälde auf Flohmärkten gekauft hat und sie als eine Sammlung präsentiert. Das entspricht genau dem, wovon Sie gesprochen haben. Es geht uns um eine Kultur gegen die Einschüchterung, eine, bei der die Autoritäten ihren Griff lösen.
Können Sie noch ein anderes Beispiel für solche „gute schlechte Kunst“ in Ihrer Ausstellung nennen?
Ja, in der Video-Installation „The Staircase“ sieht man in einer Endlosschleife, wie der Künstler Peter Land immer wieder eine Treppe herunterfällt. Das erinnert an ohne Geld gemachte Amateurfilme.
Die Filme von Jack Arnold, John Waters und Russ Meyer, die sie in der Filmreihe zeigen, liefen in den 1980er-Jahren in den Spätvorstellungen von kleinen Programmkinos. Ist Ihre Filmreihe eine Hommage an dieses Underground-Kino?
Filmreihe: „Ernsthaft?!“, Metropolis, Hamburg, anlässlich der gleichnamigen Ausstellung. Nächste Filme: „Creature from the Black Lagoon“, 1954, 1. 8. 19.30 Uhr, und 11. 8. , 21.30 Uhr, sowie „Attack of the Killer Tomatoes“, 1978, 4. 8., 21.30 Uhr, und 8. 8., 19.30 Uhr
Diese Zeiten sind vorbei, aber es war uns wichtig, auch die ganzen Filme im Kino zu zeigen. In der Ausstellung zeigen wir zwar eine Kompilation mit Ausschnitten von diesen Filmen, doch dort ist die Aufmerksamkeitspanne des Publikums viel kürzer.
Und was hat Sie an dem Russ-Meyer-Film mit dem schönen deutschen Titel „Die Satansweiber von Tittfield“ interessiert?
Es hat mir Spaß gemacht, ihn anzuschauen. Das ist „Camp“: zugleich provokant und komisch. Und durch ihn wurde Quentin Tarantino zu seinen Filmen über Bad Women wie „Kill Bill“ und „Death Proof“ inspiriert.
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