das wichtigste: „Pieps“ bestreitet Schuld
In Potsdam hat der Prozess um den Angriff auf Ermyas M. begonnen. Angeklagter: Ich bin kein Ausländerfeind
POTSDAM dpa/taz ■ Zu Beginn des Prozesses um den Angriff auf den Deutsch-Äthiopier Ermyas M. in Potsdam haben die Angeklagten ihre Schuld bestritten. Sie seien am Ostersonntag 2006 nicht am Tatort gewesen und hätten nichts mit dem Übergriff zu tun, ließen die 29 und 31 Jahre alten Männer gestern ihre Verteidiger erklären. Die Anklage wirft ihnen gefährliche Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung und Beleidigung vor.
Ermyas M. war im April 2006 an einer Tram-Haltestelle in Potsdam zusammengeschlagen worden. Der 38-jährige Familienvater hatte lebensgefährliche Kopfverletzungen erlitten, er lag wochenlang im künstlichen Koma.
Die Staatsanwaltschaft warf dem Hauptangeklagten Björn L. (Spitzname „Pieps“) gestern vor, er habe den Familienvater nach einem Streit mit einem Fausthieb niedergestreckt und damit sein Leben gefährdet. Zuvor hätten die Angeklagten Ermyas M. als „ollen Nigger“ und „Scheißnigger“ beschimpft. Dennoch geht die Anklage nicht von einer fremdenfeindlich motivierten Tat aus. Björn L. ließ seinen Verteidiger erklären, er habe „nichts mit den Verletzungen“ des Opfers zu tun und sei „in keiner Weise ausländerfeindlich“.
Der Anwalt des Deutsch-Äthiopiers erklärte hingegen am Rande des Prozesses, nach der Aktenlage gebe es für eine rassistische Motivation weiter „eine gewisse Wahrscheinlichkeit“. Ermyas M. nimmt als Nebenkläger an dem Prozess teil. Er sagte, ihm gehe es inzwischen wieder „relativ sehr gut“. Laut seinem Anwalt kann sich der 38-Jährige aber nicht konkret an die Tat erinnern. Das Gericht will Ermyas M. morgen als Zeugen befragen.
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