das wetter:
Hässlicher Fehler
Die Operation war ohne Komplikationen verlaufen. Seine Gesichtszüge sahen exakt so aus, wie Dr. Schwarzwälder es ihm in den Sitzungen zuvor versprochen hatte: Makellose Haut, Wangen- und Kieferknochen wohlgeformt. Selbst die Nase war nach dem Eingriff ein wunderschöner Anblick. Ganz zu schweigen von den Zähnen. Wo früher schiefe Stummel aus seinem Mund ragten, glänzten nun zwei ordentliche weiße Reihen. All das wirkte zudem völlig natürlich. Ihm als Schauspieler war selbstverständlich daran gelegen, auch nachher wiedererkannt zu werden – und vor allem nicht auszusehen, als habe jemand notdürftig an ihm herumgeschnippelt. Vielleicht war das der Fehler gewesen?! Anfangs war er über Dr. Schwarzwälders Werk so glücklich gewesen. Er genoss bei jedem Blick in den Spiegel sein neues Antlitz. Aber als neue Rollen nach der OP ausblieben und das Publikum sich von ihm abwandte, erkannte Vic Dorn, dass er einen hässlichen Fehler gemacht hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen