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das portraitMit Lena Petermann kommt viel Erfahrung an die Weser

Lena Petermann war schon in Ottawa bei der WM dabei Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Als am Freitag die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen vor gut 32.000 Zu­schaue­r:in­nen im Bremer Weserstadion „das schönste Heimspiel, das wir bisher in Deutschland gespielt haben“ absolvierte (so Mittelfeldspielerin Linda Dallmann), stand keine aktuelle Spielerin des SV Werder Bremen im Kader. Immerhin leisteten mit Selina Cerci (heute TSG Hoffenheim) und Giovanna Hoffmann (RB Leipzig) zwei Ex-Werderanerinnen ihren Beitrag zum 4:0 über die Niederlande.

Geboren in Bremerhaven, wurde Hoffmann seit ihrem 14. Lebensjahr bei Werder ausgebildet und wechselte vor fünf Jahren als 18-Jährige zum SC Freiburg. Ein Weg, der für Werders Frauen bislang üblich war, auch wenn sich die Mannschaft mittlerweile in der Bundesliga etabliert hat: Spielerinnen mit dem Zeug für die Nationalmannschaft wechseln zu Klubs, bei denen sie eine bessere Perspektive für sich sehen. Derzeit betrifft das Torjägerin Sophie Weidauer, die ihren Vertrag in Bremen nicht verlängerte und wohl bei Aufsteiger Union Berlin anheuern wird.

Da überraschte es erst mal, als Pokal-Finalist Werder jetzt eine 22-fache Nationalspielerin als neue Stürmerin präsentierte. Das letzte Länderspiel von Lena Petermann liegt verletzungsbedingt zwar schon eineinhalb Jahre zurück, aber: „Man sollte niemals aufgeben“, sagte Petermann der Cuxhavener Zeitung. „Es kann ja auch sein, dass ich richtig loslege bei Werder, viele Tore schieße und auf einmal bekomme ich wieder einen Anruf. Das kann so schnell gehen. Aber ich persönlich mache mir da gar keinen Druck mehr.“

Ordentlich herumgekommen

Die gebürtige Cuxhavenerin ist so etwas wie die Globetrotterin unter den Nationalspielerinnen. Bis zum Ausstieg des Vereins aus der Bundesliga im Sommer 2012 stand sie beim Hamburger SV unter Vertrag, anschließend spielte sie zwei Jahre lang in der Collegemannschaft der University of Central Florida, Orlando. Nach Bundesligastationen in Freiburg und Potsdam folgten Engagements in Frankreich und England. In Leicester City kam sie aufgrund einer Knieverletzung aber nicht zum Einsatz.

Die Nähe zu ihrem Heimatort war ein Grund für ihren Wechsel zu Werder. „Es ist ein megaschönes Gefühl, jetzt wieder hier zu sein, dass jetzt nicht wieder dieser Abschied naht und man sieht die Familie ein paar Monate nicht mehr“, sagt sie. „Ich kann einfach mal nach dem Training nach Hause fahren.“ Bei Werder hat Petermann außerdem die Möglichkeit, sich ein Standbein für die Zeit nach der Karriere aufzubauen: „Ich kann als Athletiktrainerin erste Erfahrungen sammeln“, sagt sie. „Werder hat mir da eine Perspektive gegeben. Das gibt mir auch Sicherheit.“

Natürlich spiegelt der Wechsel auch Werders gewachsene wirtschaftliche Mittel wider, die sich aus höheren TV- und Sponsoreneinnahmen sowie gesteigerten Zuwendungen des Klubs zusammensetzen. Petermann soll ein wichtiger Baustein dabei werden, die „coolen Ziele“ zu erreichen, so Birte Brüggemann, Leiterin Frauen- und Mädchenfußball bei Werder: „die Entwicklung von Spielerinnen, die Etablierung in der Liga so gut es geht, der Pokal als Highlight und dazu eine gute Nachwuchsarbeit“.

Besonders wichtig wird dabei die neue Trainerin Friederike Kromp sein, die auf den erfolgreichen Thomas Horsch folgt. Man habe sich „ganz bewusst“ für sie entschieden, sagt Brüggemann, „weil sie eine exzellente Trainerin mit einem Riesenschwerpunkt im Nachwuchsbereich ist“. Ralf Lorenzen

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