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Luis EnriqueWarum er nach dem Fußball-Triumph an seine Tochter dachte

Der Weltklassetrainer von Paris Saint-Germain gewinnt schon das zweite Mal in seinem Leben die Champions-League. Sein Arbeitgeber das erste Mal.

PSG-Trainer Luis Enrique jubelt Foto: REUTERS/Stephanie Lecocq

Luis Enrique überkam Rührung. Und das wohl nicht nur wegen der fußballerischen Leistung des von ihm trainierten Vereins Paris Saint-Germain (PSG). Dieser hat am Samstagabend in München das Finale der Champions League gewonnen. Danach entrollten Fans ein besonderes Banner: Es zeigt Luis Enrique und seine Tochter Xana, wie sie eine Stange mit riesiger PSG-Fahne in den Mittelkreis des Felds stecken.

Xana war 2019 im Alter von neun Jahren an Knochenkrebs gestorben. Dass die Fans sie auf diese Weise würdigten, beeindruckte den Trainer. Die Szene vom Banner hatte so vor fast genau zehn Jahren stattgefunden, als Enrique mit dem FC Barcelona die Champions League gewonnen hatte. Bei der Vater-Tochter-Aktion war Xana fünf Jahre alt.

Am Samstagabend in München trug Enrique ein schwarzes T-Shirt, um seiner Tochter zu gedenken. Starke Symbolik zu einem Anlass, der dem erfahrenen Trainer und früheren Weltklassespieler einiges abverlangt haben dürfte.

Luis Enrique wurd 1970 in Gijón geboren, und bei dem Klub Sporting Gijón begann auch seine Fußball-Karriere. Aktiv kickte er später bei den besten Adressen des spanischen Fußballs, Real Madrid und FC Barcelona – dessen Fans ihm nach dem Übertritt von Rivale Madrid anfangs skeptisch gegenüberstanden, doch bald liebten sie ihn.

Vom Spieler zum Trainer

Bei dem katalanischen Verein wurde er auch Trainer, zunächst des B-Teams, das er gleich zum Aufstieg führte. Bei anderen Profiklubs war er nicht so erfolgreich, aber als er 2014 zum FC Barcelona zurückkehrte, gewann er sofort das Triple: spanische Meisterschaft, spanischer Pokal und Champions League. Bei Barcelona entwickelte er sich zum Weltklassetrainer. Als er 2017 zurücktrat, hatte er insgesamt neun Titel gewonnen.

Enrique übernahm die spanische Nationalmannschaft, doch als seine Tochter erkrankte, stellte er das Amt zur Verfügung. Einige Monate nach ihrem Tod nahm er die Arbeit als Trainer wieder auf, wieder für die spanische Auswahl. An die großen Triumphe und Titel der Nationalelf konnte Luis Enrique nicht anknüpfen. Bei der Europameisterschaft 2021 führte er sie immerhin ins Halbfinale, doch als sie bei der WM 2022 in Katar im Achtelfinale gegen Marokko ausschied, nach Elfmeterschießen, trat er sofort zurück.

2023 kehrte er in den Spitzenfußball zurück: als Trainer des Starensembles PSG. Dort hatten sich schon etliche Weltklassekicker als auch viele Weltklassetrainer versucht. Namen wie Luis Fernández, Thomas Tuchel oder Carlo Ancelotti hatten hier schon auf der Gehaltsliste gestanden.

Unglaubliche Summen

Dem vom katarischen Staatsfonds finanzierten Verein hing der Ruf einer Geldverbrennungsmaschine an. Unglaubliche Summen investierte das Emirat, Weltstars wurden völlig unabhängig davon verpflichtet, ob sie ins taktische Konzept passten, und Trainer wurden in der Regel recht schnell entlassen.

Es gab keinen Grund anzunehmen, dass Enrique da mehr Erfolg haben sollte als seine Vorgänger. Aber tatsächlich bewegte sich PSG immer mehr in Richtung eines trainierbaren Fußballvereins. Wie groß Enriques Verdienst daran ist, lässt sich schwer sagen, aber dass es am fußballerischen Sachverstand der Geldgeber liege, will man auch nicht behaupten.

Am Samstagabend jedenfalls gelang Luis Enrique und dem Team von PSG gegen Inter Mailand endlich der Erfolg: ein Sieg der Champions League, dem wohl wichtigsten Wettbewerb des Profifußballs. Für Enrique war es der zweite Champions-League-Titel, für seinen Arbeitgeber der erste. Und für die PSG-Fans ein guter Moment, um an Enriques Tochter zu erinnern.

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