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das portraitAngela Hohmann geht doch noch in den Bundestag

So richtig geplant war das ja nicht. Ursprünglich, räumt Angela Lohmann (SPD) ein, hat sie sich vor allem auf die Landesliste setzen lassen, weil die eben voll werden musste – damals galt ihr Platz 28 als aussichtslos. Jetzt wird die 60-Jährige plötzlich doch noch Bundestagsabgeordnete, dank der Wahlwiederholung in Berlin.

Aus dem Kreistag Celle, wo sie Fraktionsvorsitzende der SPD ist, direkt in den Bundestag – das ist schon ein beachtlicher Karrieresprung. Zu verdanken hat sie das der Tatsache, dass die Ausgleichsmandate neu verteilt werden müssen. Dass sie damit einer jungen Berliner Genossin, der 29-jährigen Ana-Maria Trăsnea, das Mandat wegnimmt, fand sie schon sehr unangenehm, sagt Hohmann.

Und ein bisschen trauert sie auch um die Freiräume, die sie in den vergangenen fünf Jahren genossen hat. 2018 ist die gelernte Sozialversicherungsfachangestellte in den Ruhestand gegangen – nach 40 Berufsjahren im Dienste einer gesetzlichen Krankenkasse, etliche davon als alleinerziehende Mutter.

Zwei Dinge bestimmen seither ihren Alltag: Ihr politisches Engagement und ihre Liebe zum Sport. Für Letzteres, ahnt sie, wird sie wohl in Zukunft weniger Zeit haben. Und auch ihre Arbeitsweise wird sie ein wenig umstellen müssen: Früher, erzählt sie, als sie noch berufstätig war und der Sohn noch zu Hause wohnte, hat sie sich am Sonntagmorgen einen Wecker gestellt, um die Vorlagen für den Kreistag durchzuackern – inklusive Haushaltsentwurf, von vorn bis hinten. „Ich bezweifle, dass das mit dem Bundeshaushalt geht“, lacht sie.

Ihre Lieblingsthemen Soziales und Gesundheit werden im Bundestag natürlich ebenfalls längst von erfahrenen Genossen abgedeckt. „Ich nehme an, dass ich erst einmal die Ausschusssitze übernehmen soll, die Ana-Maria Trăsnea vorher inne gehabt hat, aber so ganz genau weiß ich das noch gar nicht.“ Familie, Jugend, Digitales, Europa – grundsätzlich sei sie bereit, sich überall einzuarbeiten. Denn jetzt, da ihr diese Aufgabe nun einmal zugefallen ist, will sie sie auch so gut wie möglich ausfüllen.

An die Rolle als Underdog konnte sie sich ja schon ein bisschen gewöhnen: Im vergangenen Jahr nominierte sie der Bezirk Hannover überraschend für den Vorstand der Bundespartei. Man wollte eine ausgewiesene Kommunalpolitikerin zwischen all den Ministern und Ministerpräsidenten, Bundestags- und Landtagsabgeordneten. Man könnte auch sagen: Eine Beauftragte für die Bodenhaftung.

Das ist eine Rolle, die man sich bei Hohmann sofort vorstellen kann: Im Gespräch wirkt sie klar und deutlich und direkt – mal sehen, ob das so bleibt, im Berliner Politikbetrieb. Aber immerhin kann man ihr eine gewisse Unabhängigkeit unterstellen, die ganz große Karriere muss sie ja nicht mehr machen. Sie lässt das jetzt mal auf sich zukommen, sagt Hohmann – mit großem Respekt vor der Aufgabe und einer gewissen Portion Neugier. „Am Ende sind es ja auch nur noch zwanzig Monate.“ Dann endet die Legislaturperiode und es gibt reguläre Wahlen. Ob sie sich dann noch einmal auf irgendwelche Listen setzen lässt, kann sie heute noch nicht sagen. Nadine Conti

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