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das portraitNatalie Zimmermann träumt von einem Boxkampf in den USA

Ist für den Erfolg ans Meer gezogen: Boxerin Natalie ZimmermannFoto: Sabine Skiba

Wenn Box-Weltmeisterin Natalie Zimmermann in ihrer neuen Wahlheimat Benidorm einmal etwas Zeit haben sollte und durch den Parque de Elche flaniert oder auf den Balcón del Mediterráneo hinausgeht, wird es mit Sicherheit Momente geben, in denen sie das alles selbst nicht glauben kann. Angekommen in Spanien, an der Costa Blanca – ein Traum! Und mit einem klaren Vorhaben im Gepäck: im Vista Gym von Roman Anouchin das Boxen verfeinern und beruflich das machen, worauf sie Lust hat.

Die 42 Jahre alte, extrem ehrgeizige Faustkämpferin hat sich das durch eine Internet-Recherche noch einmal bestätigen lassen, dass es ein guter Standort für die weiteren Schritte sei. „Menschen, die am Meer leben, leben gesünder und werden älter“, sagt die Norddeutsche, die erst mit 37 Jahren ins Profiboxen eingestiegen ist. „Das Meer hat Jod, das Meer hat Aromadüfte, die das Nervensystem beruhigen. Der Wunsch war bei mir schon länger da, am Meer zu leben.“

Es ist ein Aufbruch – ein weiterer. Der erste, mit 26 Jahren, war auch ein Ausbruch aus der vertrauten Umgebung. Zimmermann: „Ich habe damals als Physiotherapeutin in Neustadt im Krankenhaus gearbeitet – dort, wo ich auch geboren bin. Ich dachte mir: Wenn ich hierbleibe, habe ich nicht viel von der Welt gesehen.“ Der Impuls kam via Fernseher – so wie schon einmal, mit Anfang 20, als der Film „Die Akte Jane“ mit Demi Moore sie für Kampfsport begeisterte. Nun war da Taekwondo bei Olympia zu sehen – und das packte die Schäferstochter komplett.

„Ich dachte nur: Wow, das will ich auch“, erzählt sie. Gesagt, getan. Job und Wohnung wurden gekündigt, die Beziehung beendet – ab nach Hamburg. Mit dem Ziel: „Ich will jetzt in die große Stadt, erfolgreich sein.“

Im Taekwondo lief dies mit Platz vier bei der DM nicht ganz so wie erhofft. „Ich war mental noch nicht stark genug“, sagt sie. Kickboxen passte viel besser. Sieben Jahre lang gehörte sie der Nationalmannschaft an, 2019 wurde sie Vizeweltmeisterin. Dann, mit 37 Jahren, folgte der Wechsel zum Boxen.

Sie spürte im Business die Skepsis wegen ihres Alters. Doch ihr Ziel, Weltmeisterin im Boxen werden zu wollen, trieb sie an. Am 1. September ging dieser Traum in Erfüllung. In Gütersloh gewann sie einstimmig nach Punkten gegen die Ungarin Edina Kiss und sicherte sich den Titel im Superleichtgewicht (63,5 kg) der WIBF.

Für März oder April ist die Titelverteidigung geplant. Ort und Gegnerin stehen noch nicht fest. Nun wird in Benidorm eisern trainiert unter Anleitung von Anouchin. „Ich muss mich noch entwickeln, und ich muss noch eine Schippe drauflegen. Und ich brauche erfahrene Trainer, die diesen Weg schon mehrere Male gegangen sind und wissen, was sie tun“, sagt Zimmermann.

Neben dem Boxen wird sie als Markenbotschafterin und als Gesundheitscoach tätig sein. Zudem will sie Unternehmerinnen und Unternehmer fit machen für die beruflichen Herausforderungen. Die Physiotherapie lässt sie ruhen – nur für Top-Klient und Unterstützer Udo Lindenberg macht sie da eine Ausnahme. Dann würde sie nach Hamburg reisen, wenn Lindenberg sie für ein paar Wochen bucht, erklärt sie.

Und im Sport ist da der große Traum von einem Kampf in England oder den USA. Klar, räumt Zimmermann ein, sie wisse natürlich, dass das nicht so einfach sei. Es sei aber in dem Punkt genauso wie grundsätzlich: „Ich bin immer voller Zuversicht und Glauben, dass ich das mit meinen Fähigkeiten gewuppt bekomme.“ Christian Görtzen

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