piwik no script img

das portraitNoma Noha Akugueist ein Talent zwischen Titelflut und Verletzungsfrust

Schleswig-Holsteinerin mit nigerianischen Wurzeln: Noma Noha AkugueFoto: Imago/Claudio Gärtner

Ihr Geheimnis ist ein schwarzes abgetragenes Haargummi. Noma Noha Akugue trägt es um ihr Handgelenk. Seit Jahren. Schwarz, eine Anspielung auf ihre nigerianischen Wurzeln, wie sie sagt. Dieses Haargummi hat viel erlebt. Darunter der Sieg bei den Deutschen Meisterschaften 2020, der bisher bewegendste Moment für die heute 18-jährige Tennisspielerin. Als sie mit dem Sport anfing, konnte sie gerade so auf die andere Seite des Netzes linsen. Ihr Vater hat sie mit zum Kindergartentennis genommen, als Noma drei Jahre alt war. „Ich war immer die Kleinste in der Gruppe“, erinnert sie sich.

Beim TSV Glinde hat sie große Schritte gemacht. Ihr Weg schwindelerregend steil. 2015 jubelte mit Noma Noha Akugue die jüngste Bezirksmeisterin der Geschichte. Mit 14 siegte sie dann ungesetzt bei den norddeutschen Meisterschaften. Ihr Meistertitel ließ auch die Öffentlichkeit aufhorchen. Noma wurde zu Hamburgs Sportlerin des Jahres 2020 gewählt.

„Einfach reingehen und spielen.“ Dieser Satz hat sich eingebrannt. Betritt die junge deutsche Tennishoffnung das Feld, dominiert dieses Mantra ihre Gedanken. Den Rest macht ihr Körper. Ihre starke Vorhand, die gute Beinarbeit und Ausdauer. „Ich bin eine aggressive Spielerin“, sagt sie, „auf dem Platz bin ich impulsiv, könnte man sagen, daneben aber eher schüchtern.“ Noma lacht: „Und manchmal auch verrückt.“

Ihren Ausgleich zum Tennis zeigt sie auf Tik Tok. In den kleinen Videoschnipseln schwingt sie die Hüften zu Afro-Beats. „Ich tanze sehr gerne und höre eigentlich 24/7 Musik.“ So tankt die gebürtige Schleswig-Holsteinerin neue Energie, schaltet ab und tut das, was viele andere in ihrem Alter gerne machen. Leicht ist der Spagat zwischen Tennisschläger und Freizeit mit Freunden allerdings nicht immer. „Klar hast du eine beste Freundin zu Hause, aber die siehst du nicht oft. Das ist ein bisschen schwer. Auch die Ernährung, man ernährt sich anders als die Jugendlichen von heute.“

Mit wem Noma gerne mal eine Cola trinken gehen würde? „Mit meinem Freund, das schaffen wir viel zu selten“, sagt sie. „Aber man wird schneller erwachsen und reifer im Kopf, weil man auch viel allein reist.“ Allen Entbehrungen zum Trotz gibt ihr das Tennis viel: „Wenn man auf dem Platz steht und danach weiß, dass man das Match gewonnen hat. Das ist ein schönes Gefühl. Das gibt dir einfach den Ruck.“

Dieses Gefühl musste Noma Anfang des Jahres wegen einer Schulterverletzung missen. Ein herber Rückschlag, der sie im vergangenen Jahr traf. Physiotherapie und Athletik prägten daher lange ihren Trainingsplan. Tennis war zweitrangig, Aufschläge mit der lädierten Schulter nicht möglich. Heute steht sie wieder auf dem Platz, hat gerade eine Wildcard für die Qualifikation der Hamburg European Open erhalten, das seit vergangenem Samstag läuft.

Ihr Ziel ist es, eines Tages die Top Ten der Weltrangliste zu stürmen. „Ich möchte einen Grand Slam gewinnen und einen Namen da oben haben.“ Naomi Osaka hat das bereits geschafft – ihr Vorbild. „Ich liebe ihr Pokerface. Und, dass sie so eine junge talentierte Spielerin ist und auch aggressiv spielt, also ähnlich zu meinem Spiel.“ Yasmin von Bargen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen