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das portraitBirgit Honébraucht das Rampenlicht nicht

Viele PolitikerInnen produzieren gern Schlagzeilen, oft auch wegen Nichtigkeiten. Birgit Honé (SPD) ist da anders. Als Niedersachsens Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung steht sie meist ein wenig außerhalb des Rampenlichts, aber das stört sie nicht. Sie arbeitet lieber. Gern auch an Themen, die sperrig sind, schwer vermittelbar. Grüner Wasserstoff zum Beispiel.

Jetzt ist Europaministerin Honé zur Botschafterin des Europäischen Klimapakts ernannt worden, von der Europäischen Kommission. Viele Dutzend dieser Botschafter gibt es schon, von Österreich bis Schweden. Aber je mehr es werden, desto engmaschiger und reißfester wird ihr Klimaschutz-Netzwerk. Honés Ernennung geht auf den Brüsseler Europäischen Ausschuss der Regionen zurück, in dem sie mitarbeitet.

Johanne Modder, die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Niedersächsischen Landtag, freut sich über die Ernennung. „Das passt“, sagt sie. „Birgit Honé arbeitet ja an sehr zukunftsgewandten Themen.“ Modder beschreibt Honé als „unaufgeregt, fleißig, kompetent“. Und sie sagt: „Sie hält sich fern von politischen Querelen. Auf ihrer Agenda stehen inhaltliche Ziele.“

Wer Honé reden hört, kann das bestätigen. Anfang März zum Beispiel, im Bundesrat. Ruhig und knapp spricht sie, sachlich und ernst. Sie arbeitet. Auch hier geht es um ökologische Transformation, um Umwelt- und Klimaschutz. Ihre Ernennung öffne neue Türen, sagt sie, auch für Niedersachsen: „Auf EU-Ebene für den Klimaschutz zu werben, hilft auch bei der regionalen Arbeit.“

Honé stammt aus Bad Schwartau, ist Juristin und betrachtet sich und ihr Ministerium als „Dienstleister an der Sache“. Ihr Werdegang listet Stationen auf wie den Niedersächsischen Landesrechnungshof, die Niedersächsische Staatskanzlei – alles nichts fürs Rampenlicht. Es sind eher die Schnittstellen, die Honé sucht, die Synergien. Ideal für eine Botschafterin.

Honé arbeitet sich gern tief in Fakten ein, in Details, bohrt gern „dicke Bretter“, betritt gern Neuland. „Ich bin sehr fachlich unterwegs“, beschreibt sie sich. „Und ich bin sehr pragmatisch.“ Gerade kommt sie aus Salzgitter zurück, von einer Fahrt mit dem Wasserstoffzug Coradia iLint, dem weltweit ersten im Regelbetrieb. Einfache Formeln mag sie nicht: „Das Komplexe, das Vernetzte, tritt immer mehr in den Hintergrund“, sagt sie. „Und das ist schlecht. Dazu sind die Probleme viel zu ernst.“Harff-Peter Schönherr

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