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das portraitSkrupellos und gefeiert: Der neue kirgisische Präsident Sadyr Dschaparow

Foto: dpa

Als er vors Rednerpult tritt, in schwarzem Anzug, ohne Krawatte, wirkt er müde. Sadyr Dschaparow rattert die Dankessätze herunter, schaut auf seine Unterstützer. Vor vier Monaten noch saß er in einer kirgisischen Strafkolonie, ein Gericht hatte ihn wegen Geiselnahme zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nun hat er so viel Macht in Kirgistan wie kein anderer. „Sadyr, Sadyr“, rufen seine Fans. Dschaparow lächelt erschöpft.

Sein Gesicht spiegelt den Triumph, den der 52-Jährige an diesem Sonntag eingefahren hat, nicht wieder. Mehr als 80 Prozent der Wähler*innen haben für ihn, den Undurchschaubaren, gestimmt. Zur Wahl gegangen waren nicht einmal 40 Prozent der Wahlberechtigten. Für Kirgistan, diese kleine demokratische Insel inmitten autoritär regierter Länder, ist die politische Krise, die mit einem Sturm aufs Parlament im vergangenen Oktober begonnen hatte, nicht vorbei. Dschaparow hat durch das Verfassungsreferendum, das am selben Tag stattfand, von nun an noch mehr Macht als die Präsidenten, die 2005 und 2010 fortgejagt worden waren, weil sich die Menschen in Kirgistan nach Demokratie sehnten. Das parlamentarisch-präsidentielle System ist nun dahin.

Dschaparow ist ein altgedienter und auch skrupelloser Politiker. Der studierte Sportler hatte seine Karriere nach dem Umsturz 2005 an der Seite des damals neu gewählten Präsidenten Kurmanbek Bakijew begonnen. Als Bakijew 2010 bei der zweiten kirgisischen Revolution stürzte, blieb Dschaparow, zu dem Zeitpunkt bereits Jurist, in der Politik aktiv. Mit fragwürdigen Methoden. An den schweren ethnischen Unruhen in Osch und Dschalalabat zwischen Kirgisen und Usbeken soll sich der vierfache Vater aktiv beteiligt haben. Mit nationalistischen Parolen, die auch im Präsidentschaftswahlkampf verfingen, machte er sich damals einen Namen.

Noch bekannter wurde Dschaparow allerdings durch seinen Einsatz für die Verstaatlichung der Mine von Kumtor an der Grenze zu China, eine buchstäbliche Goldgrube im 100-prozentigen Besitz eines kanadischen Unternehmens. Seine teils unzimperlichen Aktionen, wie der Aufruf zum Sturm aufs Weiße Haus in Bischkek, das Büro des Präsidenten, ließen ihn sein Parlamentsmandat verlieren. Ein Jahr später soll er der Kopf bei der Geiselnahme eines Gouverneurs gewesen sein. Der Festnahme entkam er mit einer Flucht nach Zypern.

Als Dschaparow vier Jahre später nach Kirgistan zurückkehrte, landete er in Haft, wo er bis vergangenen Oktober einsaß. Beim dritten politischen Umsturz schlug seine Stunde. Zunächst wurde er Premier, wenn auch erst im dritten Anlauf, nun ist er Präsident, der in seiner Rolle als populistischer Volkstribun aufgeht und den Menschen allerlei Segen verspricht. Seine Anhänger, zum Teil mit der organisierten Kriminalität verbunden, feiern ihn als neuen Messias. Einen Heilsbringer aber, den die Kirgisen auch wieder vom Posten verjagen können. Inna Hartwich, Moskau

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