das portrait: Lennard Kämna weckt große Erwartungen
Ralph Denk, Manager vom deutschen Radfahrteam Bora-hansgrohe, kann seit Wochen versuchen, was er will: Die Erwartungen und Hoffnungen, die Lennard Kämna mit seinem Etappensieg beim Vorbereitungsrennen von Dauphiné geweckt hat und die ein gutes Abschneiden bei der am Samstag gestarteten Tour de France vermuten lassen, werden einfach nicht kleiner. Ganz im Gegenteil.
Dabei hat Denk nicht Unrecht, dass es Kämna noch an Stabilität mangelt: Der gerade einmal 23-Jährige, geboren in Wedel und in Bremen zu Hause, ist ein talentiertes Juwel. Erst zum zweiten Mal nimmt er an der Tour teil. Und nominell ist Kämna in der Helferrolle vorgesehen. Mit Emanuel Buchmann und Maximilian Schachmann soll er zwei Fahrern dienen, die Ambitionen haben.
Nur könnte sich der Plan bald ändern: Beide gingen am Samstag angeschlagen ins Turnier. Schachmann hatte sich vor zwei Wochen bei einem Sturz das Schlüsselbein gebrochen, auch Buchmann war in Dauphiné gestürzt und meldete sich erst vor wenigen Tagen rennfähig. Am Dienstag, wenn die Etappe mit der ersten harten Bergankunft endet, wird sich zeigen, ob es im Team zu einem Rollenwechsel kommt. Verlieren Buchmann und Schachmann schon zu Beginn der Rundfahrt den Anschluss, könnte Kämna im Team aufrücken – und voll auf die Gesamtwertung gehen.
Auch Kämna selbst versucht, die Erwartungen nicht zu groß werden zu lassen. „Ich bin zufrieden, wenn ich einen guten Job gemacht habe“, sagte er vor dem Start zurückhaltend zu seinem Tour-Ziel – und bestätigt damit den Eindruck des sympathischen Nordlichts: zurückhaltend, zuverlässig und ohne Allüren. Auch scheint ihm die Luft im Norden gut zu bekommen: Zum Saisonbeginn 2018 kam er nicht in Form. Da nahm er, wie er es nannte, „Sommerferien“ und zog von Köln zurück an die Weser. Seitdem knüpft er an die alte Leistung wieder an.
Genug Talent hat er ohnehin. Wenn er das bei den kommenden Etappen konsequent zeigt, ist selbst ein Platz auf dem Podest nicht ausgeschlossen. André Zuschlag
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen