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das portraitWolfgang Wodarg verharmlost Erreger

Findet Angst vor Corona schlimmer als die Erkrankung: Mediziner und Ex-Abgeordneter Wolfgang WodargFoto: Imago

Wer im Netz nach dem Begriff „Corona“ sucht, könnte auf Wolfgang Wodarg gestoßen sein: Millionenfach wurde ein Video geteilt, in dem der Mann mit dem weißen Wuschelkopf, Bart und Brille erklärt, warum die Angst vor dem Erreger Covid-19 schlimmer sei als die Krankheit selbst. Virolog*innen widersprechen Wodarg, der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach etwa nennt den Videobeitrag „unverantwortliche Fakenews des eigentlich geschätzten ehemaligen Kollegen“. Kollege in doppelter Hinsicht: Der Schleswig-Holsteiner Wodarg ist Arzt und saß 15 Jahre für die SPD im Bundestag.

Gleich drei Facharztqualifikationen gibt Wodarg­ auf seiner Homepage an: Inneres, Lungen- und Bronchialheilkunde ebenso wie Hygiene­ und öffentliches Gesundheitswesen. Bis 1994, vor seiner Wahl in den Bundestag, leitete­ er das Gesundheitsamt in Flensburg und befasste sich da – so beschreibt er es in seinem Video – mit den jährlichen Grippewellen.­ Zuvor­ war Wodarg, der am 2. März 1947 in Itzehoe­ geboren wurde, als Schiffsarzt, ab 1975 als Hafenarzt in Hamburg und in verschiedenen Kliniken­ tätig. Studiert hat er in Hamburg und Berlin, seine Doktorarbeit schrieb er über psychische Krankheiten bei Seeleuten.

Seine politische Arbeit begann im Gemeinderat von Nieby. 1988 trat der Mediziner in die SPD ein, einige Jahre saß er dem Ortsverein Flensburg vor. In den Bundestag wurde er mehrfach direkt gewählt, 2009 unterlag er gegen den CDU-Kandidaten. Seit seinem Ausscheiden ist er ehrenamtlich aktiv, unter anderem­ für die Rheuma-Liga und bei Transparency­ International. Tue viel und rede darüber: Wodarg publiziert, hält Vorträge und ist als Dozent tätig.

In seinen Beiträgen zur Corona-Pandemie verweist er nun darauf, dass Viren der Corona-Familie seit Jahren bekannt seien. Da Viren sich ständig änderten, seien es eben immer „neue Varianten“. Der „Hype“, so Wodarg, um den Erreger Covid-19 sei im chinesischen Wuhan entstanden, weil dortige Forscher zufällig genauer untersucht hätten, welche Viren dort auftraten. Daraufhin sei an der Berliner Charité ein Test entwickelt worden, der aber nicht valide sei und nichts über die Gefährlichkeit des Virus­ aussage. Hinter den Tests steckten nach Wodargs­ Vorstellung rein wirtschaftliche Interessen. „Wissenschaftler wollen Geld verdienen und wichtig werden“, sagt er.

Der Virologe Christian Drosten widerspricht in seinem NDR-Podcast: Mit dem Test sei kein Geld zu verdienen. Die Gefährlichkeit der Covid-19-Infektion bestätigen zahlreiche Studien von Expert*innen weltweit. Esther Geisslinger

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