das portrait: Emma Hinze ist plötzlich Olympia-Favoritin
Mit Geschwindigkeit kennt sich Emma Hinze aus. Das bringt ihr Beruf, der Bahnradsport, mit sich. Dass sich aber alles so schnell zu ihren Gunsten entwickeln würde, das hätte die gebürtige Hildesheimerin wohl selbst nicht für möglich gehalten.
Experten hatten Hinze vorhergesagt, dass sie einmal in die Fußstapfen von Kristina Vogel würde treten können. Die gebürtige Kirgisin Vogel war die verlässliche Medaillenbeschafferin für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) – bis sie sich im Juni 2018 bei einem Trainingsunfall eine schwere Wirbelsäulenverletzung zuzog. Seitdem ist sie querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen.
Die Niedersächsin Hinze, die beim RSC Hildesheim mit dem Radsport begann und seit 2015 für den RSC Cottbus fährt, pulverisierte jüngst bei der Bahnrad-WM in Berlin Anfang März alle Zeitvorgaben zu Entwicklungsschritten ihrer Karriere. Mit drei Goldmedaillen – im Team sowie im Sprint und dem aus Japan stammenden „Kampfsprint“ Keirin – avancierte Hinze zum Star der Weltmeisterschaft. Durch diese Ausbeute katapultierte sich die 22-Jährige auch in die Rolle der Topfavoritin für die Olympischen Spiele. Die finden vom 24. Juli bis 9. Augst in Tokio statt – sofern sie denn aufgrund des grassierenden Coronavirus nicht abgesagt werden.
In Berlin genoss Hinze in jedem Fall die schönsten Tage ihrer noch jungen Karriere. „Ich brauche ein paar Tage oder Wochen, um das zu realisieren. Ich bin jetzt richtig fröhlich, fühle mich wie im Traum“, sagte die Hildesheimerin, die von den rund 4.000 geförderten Athletinnen und Athleten der Deutschen Sporthilfe mit 48,7 Prozent der Stimmen zur Sportlerin des Monats Februar gewählt wurde.
Mindestens genauso dürfte sie sich über das Lob von Kristina Vogel nach der WM gefreut haben. „Sie ist ein supergroßes Talent“, sagte sie über Hinze. „Ich hoffe, es ist der Beginn einer wunderschönen Karriere.“ Christian Görtzen
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen