das portrait: Schottische Tory-Vorsitzende Ruth Davidson tritt zurück
Kaum hat Großbritanniens Premier angekündigt, dem Parlament eine vorübergehende Pause zu verordnen, hat seine konservative Partei in Schottland einen heftigen Verlust zu verkraften: Die beliebte Vorsitzende der schottischen Tories, Ruth Davidson, hat am Donnerstag ihren Rücktritt bekannt gegeben. Seit 2011 war sie Chefin der Schottlandsektion der Konservativen. In einem Schreiben gibt sie an, ihr Rückzug habe überwiegend private Gründe. Davidson und ihre Partnerin haben einen Sohn, den die Tory-Politikerin im Oktober 2018 geboren hat. Die studierte Literaturwissenschaftlerin und Ex-Journalistin lebt mit ihrer Familie in Glasgow.
Doch im Schreiben erwähnt Davidson auch den Brexit-Konflikt. Die 40-Jährige ist eine der härtesten GegnerInnen eines No-Deal-Brexits innerhalb der Partei. Auch beim Referendum 2016 sprach sie sich schon für einen Verbleib Großbritanniens im Vereinigten Königreich aus. Die SchottInnen stimmten damals mehrheitlich gegen den Brexit.
Ebenso ist die Konservative dafür bekannt, eine Kritikerin Boris Johnsons zu sein. Er hatte nach seinem Amtsantritt als britischer Regierungschef direkt einen von Davidsons engsten Vertrauten abgesägt – den Schottlandminister David Mundell. Dennoch gab sie am Donnerstag an, Johnsons Entscheidung zu stützen, das britische Parlament zeitweise zu schließen – sie sei überzeugt, dass der Premier einen Deal mit der EU erreichen wolle.
Der Tory-Partei geht mit dem Rücktritt der gebürtigen Edinburgherin ein echtes Talent verloren. Sie hat die Partei im Norden des Vereinigten Königreichs zu neuen Erfolgen geführt: Bei den Parlamentswahlen 2017 war es den schottischen Tories tatsächlich gelungen, von einem einzigen Sitz auf 13 Sitze in Westminster hochzuschnellen. Und dabei ist Schottland traditionell ein sehr schwieriges Terrain für die Konservativen. Als Abgeordnete für das schottische Parlament im Stadtteil Holyrood in Edinburgh will Davidson ihrer Partei aber noch bis zur nächsten Wahl 2021 erhalten bleiben. Eva Oer
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