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das portraitForscher Stefan Hell vom Papst berufen

Stefan Hell ist schon jetzt beruflich viel unterwegs. Als Direktor gleich zweier Max-Planck-Institute (MPI) pendelt der Physiker und Nobelpreisträger zwischen Göttingen und Heidelberg, in beiden Städten hat er auch Professuren. Künftig muss der 56-Jährige auch noch Arbeits­termine in Rom einplanen. Denn Papst Franziskus hat Hell zum Mitglied der Päpstlichen Wissenschaftsakademie ernannt.

Im rumänischen Arad geboren, forschte Hell nach dem Studium in Heidelberg unter anderem im finnischen Turku und in Oxford. Seit 2002 ist er Direktor am MPI für biophysikalische Chemie in Göttingen, seit 2016 leitet er das MPI für medizinische Forschung in Heidelberg.

2014 wurde dem vierfachen Familienvater für die Entwicklung superauflösender Lichtmikroskopie gemeinsam mit zwei anderen Wissenschaftlern der Nobelpreis für Chemie zuerkannt. Er hatte seine Idee vom Blick in lebende Zellen zur Anwendungsreife gebracht. Man müsse verstehen, was in der Zelle abläuft, um Krankheiten zu verstehen, benannte Hell nach der Preisverleihung das Ziel seiner Forschung.

Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften mit dem Schwerpunkt Mathematik und Physik hat ihren Sitz in den Vatikanischen Gärten. Sie wurde 1603 gegründet und 1936 von Papst Pius XI. als eine moderne, unabhängige Akademie reformiert. Ihr gehören nach eigenen Angaben mehrere Dutzend Forscher naturwissenschaftlicher Disziplinen aus allen Kontinenten an. Viele von ihnen wurden im Lauf ihrer Karriere mit dem Nobelpreis geehrt.

Die neuen Mitglieder werden von allen Akademiemitgliedern gewählt und dann vom Papst ernannt. Eine bestimmte Religionszugehörigkeit ist nicht erforderlich. Amtierender Präsident ist der deutsche Agrarökonom Joachim von Braun, der 2017 den Schweizer Mikro­biologen und Nobelpreisträger Werner Arber ablöste – beide gehören reformierten christlichen Kirchen an.

Neu-Mitglied Stefan Hell ist Katholik. Gegenüber Vatican News sagte er, die Menschheit sei derzeit mit vielen Herausforderungen unterschiedlichster Art konfrontiert. Die Päpstliche Akademie vereine etliche herausragende Experten auf allen Gebieten: „Da kann ich mich mit meinem sehr bescheidenen Rahmen natürlich irgendwie einbringen.“ Reimar Paul

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