das portrait: Mit Drähten zu Russland: Marija Pejčinović Burićist Europarats-Chefin
Ein bisschen überraschend war es schon, dass die bisherige kroatische Außenministerin Marija Pejčinović Burić am Mittwoch zur neuen Generalsekretärin des Europarats gewählt wurde. Doch die politischen Koordinaten waren für die 56-jährige Diplomatin günstig. Denn vor allem Deutschland ebnete den Weg für die Kroatin, nachdem es gelungen war, Russland wieder in den Europarat – nicht zu verwechseln mit der EU – zu integrieren. Sie passt offenbar zum Anforderungsprofil nach dieser umstrittenen Entscheidung.
Die ruhig und zurückhaltend wirkende Marija Pejčinović Burić gilt als Vertraute des Premierminister Andrej Plenković und gehört dem moderaten Flügel der regierenden nationalistischen Kroatisch-Demokratischen Gemeinschaft (HDZ) an. Seit Juni 2017 ist sie Außenministerin und stellvertretende kroatische Regierungschefin. Kroatien hat in den letzten Jahren unter ihrer Führung vielfältige Kontakte zu Russland und den rechtslastigen Regierungen in Ungarn und Polen geknüpft, gleichzeitig aber auch die Fäden zu den westlichen Staaten nicht abreißen lassen. Ihre Bemerkung, Brüssel werde von den „westlichen Eliten“ regiert, stieß zwar in Kroatien auf harsche Kritik des linken Lagers, doch es ist ihr mit Premierminister Plenković gleichzeitig gelungen, Angela Merkel zu einem Europawahlkampf-Auftritt in Zagreb zu bewegen und Kroatien als verlässlichen Partner Brüssels zu präsentieren.
Die Karrierediplomatin kommt ursprünglich aus Bosnien und Herzegowina, wurde in Mostar geboren und wuchs als Tochter eines Lehrerehepaars in der herzegowinischen Provinzstadt Ljubuški auf. Die aus dieser Region stammenden Katholiken sind in Zagreb nicht immer gern gesehen. Denn die Leute aus der Westherzegowina gelten als hart, so hart wie das steinige Hinterland Dalmatiens, aus dem sie kommen, sie gelten als zielstrebig, kämpferisch und als gute Geschäftsleute. Die alteingesessenen Bürger der Hauptstadt schauen gern auf die abgeschmackt neureichen Westherzegowiner herab.
Marija Pejčinović Burić gehört aber nicht in diese Kategorie. Nach dem Abitur, das sie als 17- Jährige bestand, ging die sportliche junge Frau – sie war Handballerin – 1980 zwar ganz normal nach Zagreb und studierte Wirtschaftswissenschaften, danach jedoch trieb sie sich für ein paar Jahre im Ausland herum, in Paris, in Spanien, in London. Sie schlug sich mit Jobs wie Babysitting durchs Leben, lernte die Sprachen und Mentalitäten dieser Länder kennen. Was ihr auf ihren weiteren Karriereweg durchaus geholfen hat. Sie engagierte sich für Europa – 1991 bis 1994 war sie stellvertretende Generalsekretärin der Europäischen Bewegung Kroatien (Europski pokret Hrvatska) und bis 1997 Generalsekretärin beziehungsweise Direktorin des von dieser Organisation betriebenen „Europäischen Hauses“. 2001 bis 2002 war sie Mitglied des Verhandlungsteams der Republik Kroatien für das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU. Marija Pejčinović Burić ist verheiratet und Mutter einer Tochter. Erich Rathfelder, Sarajevo
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