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das portraitFinnland würde Pekka Haavisto zum Regierungschef wählen

„Euch gibt’s ja noch“, freute sich Pekka Haavisto, als er im November 1995 der taz-Redaktion einen Spontanbesuch abstattete: „Wie habt ihr das denn gemacht?“ Umweltminister in einer rot-grünen Koalition war der Vorsitzende der finnischen Grünen da gerade geworden. Seinerzeit etwas Exotisches: Europas erster Grüner mit einem Ministeramt in einer nationalen Regierung. Und anlässlich eines offiziellen Termins in Berlin wollte er mal nachsehen, was denn aus der „linken, radikalen Zeitung“ geworden war, die er als Journalist Anfang der 1980er Jahre schon besucht und porträtiert hatte.

Pekka Haavisto ist der derzeit beliebteste finnische Politiker. Am Sonntag findet in Finnland die Reichstagswahl statt. Und wenn die WählerInnen statt eines neuen Parlaments den Ministerpräsidenten direkt wählen könnten, hätte keiner seiner MitbewerberInnen eine Chance gegen ihn. Der Spitzenkandidat von Vihreät, den Grünen, führt in Umfragen mit weitem Abstand.

Nur dumm, dass seine Partei nicht mithalten kann. Mit Umfragewerten von rund 14 Prozent verspricht sie allenfalls Juniorpartner in einer sozialdemokratisch geführten Regierung werden zu können. Mit Pekka Haavisto als Außenminister? „Ein interessanter Posten“, meinte er letzte Woche in einem Interview, ohne sich festlegen zu wollen.

Denn eigentlich fühlte sich der 61-jährige Sozialwissenschaftler zuletzt eher in internationalen Gremien zu Hause. Minister war er bis 1999, den Vorsitz der damaligen Europäischen Föderation der Grünen Parteien (EFGP) hatte der „Realo“ von 2000 bis 2006 inne. Für Unep, das Umweltprogramm der Vereinten Nationen, leitete er Programme unter anderem im Irak, Afghanistan, Rumänien oder Palästina. Er war Mitglied der Balkan-Task-Force und koordinierte die Arbeit über die dort eingesetzte Uranmunition. 2005 war er zum Sonderbevollmächtigten der EU für den Sudan ernannt worden und nahm an den Friedensgesprächen in Darfur teil.

2012 und 2018 hatte Haavisto für den Posten des Staatspräsidenten kandidiert, der in Finnland direkt gewählt wird – und landete jeweils auf dem zweiten Platz hinter Amtsinhaber Sauli Niinistö. Für führende Aufgaben in seiner Partei stand er abgesehen vom Parlamentsmandat, das er 2007 und 2011 errungen hatte, in den letzten Jahren nur noch in dringenden Notfällen zur Verfügung.

Und einen solchen gab es jetzt, ein halbes Jahr vor der Wahl. Der unglücklich agierende Parteivorsitzende Touko Aalto warf im Oktober aus gesundheitlichen Gründen hin. Ein natürlicher Nachfolger stand nicht bereit, und Haavisto musste noch mal ran. Er übernahm nochmals den Vorsitz und die Spitzenkandidatur.

Gefragt, was sie an Haavisto schätzen, nennen FinnInnen vor allem Eigenschaften wie ausgleichend, sympathisch, bodenständig und glaubwürdig. Und seine ­schwache Seite? „­Autos. Manchmal schlage ich mir die Nacht um die Ohren, um die Liveübertragung der Formel 1 nicht zu verpassen.“ Reinhard Wolff

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