das portrait: Reinhard Grindelund das Kuddelmuddel
Als stillos und unflätig ist Reinhard Grindel in Erinnerung geblieben. Jedenfalls bei der mittlerweile verstorbenen, langjährigen Vorsitzenden der Bürgerinitiative (BI) Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, Marianne Fritzen. Sie war 2010 vor dem Gorleben-Untersuchungsausschuss als Zeugin geladen. Ex-DFB-Präsident und CDU-Politiker Grindel saß damals als Unions-Obmann in dem Gremium.
Auch vor „Verfälschungen“, so die BI, habe Grindel in dieser Funktion nicht zurückgeschreckt: Nachdem der Ausschuss den Geologen Klaus Duphorn vernommen hatte, erklärte Grindel, dieser Zeuge habe „auch unter Sicherheitskriterien die Standortauswahl als sehr solide bezeichnet“. Das Gegenteil war richtig. Duphorn, ursprünglich ein Gorleben-Befürworter, hatte nämlich ausgesagt, dass die Prüfung des Gorlebener Salzstocks im Verlauf der Bohrungen immer schlechtere Ergebnisse erbracht hätten und er den Standort als gestorben betrachtete.
Grindel hingegen machte sich auch an anderer Stelle unbeliebt. Für viele untragbar war der heute 57-Jährige indes auch in seinem vorherigen Leben als Politiker. Der gebürtige Hamburger trat 1977 in die CDU ein, rückte dort schnell in den Landesvorstand der Jungen Union auf. Von 2002 bis 2016 saß Grindel im Deutschen Bundestag, zunächst zog er über die niedersächsische Landesliste ins Parlament ein, später als direkt gewählter Abgeordneter im Wahlkreis Rotenburg.
Sonst eher Hinterbänkler, meldete sich Grindel 2013 vor allem beim Thema Integration zu Wort: Schon 2004 meinte er, „Multikulti ist in Wahrheit Kuddelmuddel“. In der Debatte um das Optionsmodell äußerte er 2013: „Wer Ja zu Deutschland sagt, wer gerne bei uns leben will, von dem kann ich auch die Entscheidung für die deutsche Staatsbürgerschaft unter Ablegung seiner alten Staatsbürgerschaft erwarten.“ Grindel habe sich im Parlament nicht nur als „Rechtsaußen“ hervorgetan, urteilte hernach etwa der frühere Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu, sondern auch als „gewiefter Strippenzieher und absoluter Opportunist“.
Zu guter Letzt stolperte Grindel über eine Luxusuhr und einen Haufen Geld (die taz berichtete). Der, der so gern austeilte, muss jetzt packen. Reimar Paul
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