das portrait: Dennis Snower forscht weiter
Nach 15 Jahren an der Spitze des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) zieht sich Dennis Snower in die Lehre und die Forschung zurück. 2004 wurde er Präsident des Kieler Wirtschaftsforschungsinstituts, als erster Nicht-Deutscher in dieser Position. Der US-Amerikaner ist in Österreich geboren und aufgewachsen, hat in Oxford und Princeton studiert. Er ist Professor für Volkswirtschaftslehre und lehrte in Kiel an der Christian-Albrechts-Universität.
Als Präsident lenkte er das IfW vom streng marktwirtschaftlichen Kurs weg, hin zu mehr sozialer Verantwortung. Er rief den Weltwirtschaftlichen Preis ins Leben, eine Auszeichnung, die das IfW jährlich an „Vordenker einer weltoffenen, marktwirtschaftlichen und sozialen Gesellschaft“ verleiht.
Während seiner Amtszeit ging er verschiedene soziale Herausforderungen an: Als Snower vor 15 Jahren Präsident wurde, war die Arbeitslosigkeit hoch, Hartz IV stand kurz vor der Einführung. 2015 schlug er Lohnsubventionen für Unternehmen, die Geflüchtete einstellen, vor. Zum Klimawandel forderte er in der Zeit ein „Umdenken der weltweiten Energiesysteme“, ohne das der „gefährliche Klimawandel“ kaum noch zu verhindern sei.
Der soziale Kurs kam nicht überall gut an: In der öffentlichen Wahrnehmung rückte das IfW in den Hintergrund, das Münchner ifo Institut und das Berliner DIW bekamen mehr Aufmerksamkeit. Die Forschung des IfW sei während seiner Amtszeit interdisziplinärer geworden, sagte Snower in seiner Abschiedsrede. Das Konzept der Weltwirtschaft müsse die gesamten zusammenhängenden wirtschaftlichen, sozialen, politischen und ökologischen Bereiche umfassen. „Die große Herausforderung ist, eine neue Art der Globalisierung zustande zu bringen“, sagte Snower.
In letzter Zeit äußerte er sich wiederholt zum Brexit. „Spiegel Online“ gegenüber forderte er die EU zum Einlenken auf und warnte vor einem „No-Deal mit ökonomisch drastisch negativen Folgen“. Diese kann Snower bald selbst erforschen, wenn er zwischen Berlin und London hin und her pendelt, um zu lehren. Carlotta Hartmann
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