das portrait: Der Ex-Hannoveraner Jan Schlaudraff hat Perspektiven
So düster es derzeit bei Hannover 96 auch aussieht – für ihn ist es der richtige Zeitpunkt. Ab Mitte des Jahres unterstützt Jan Schlaudraff als Assistent den aktuellen Geschäftsführer Horst Heldt. Schlaudraff war schon Nationalspieler und Profi des FC Bayern München, ehe er 2008 zu Hannover 96 wechselte.
Der heute 35-Jährige war Publikumsliebling, wurde auch mal auf die Tribüne verbannt und ist in Köpfen der Fans ein echter „Roter“. Schlaudraff lebt in der Region. Ihn wird an 96 wohl vor allem reizen, dass es viel Luft nach oben gibt.
Seit seinem Karriereende 2015 hat Schlaudraff als Spielerberater gearbeitet, die wichtigsten Prüfungen als Trainer geschafft und ist Familienvater geworden. Der Mann ist in der Szene bestens vernetzt, hat zuletzt extrem viele Fußballspiele live gesehen und will unbedingt etwas bewegen.
Dummerweise ist Hannover 96 derzeit ein Verein, der sich mit Nachdruck für den Abstieg aus der Ersten Bundesliga empfiehlt. Richtig gute Spieler werden nicht über einen Wechsel an den Maschsee nachdenken. Dass Cheftrainer André Breitenreiter mangels Erfolg abtreten musste, liegt auf der Hand.
Ob Manager Heldt im Fall eines Abstiegs wirklich noch in Hannover bezahlt werden kann oder soll, erscheint fraglich. Warum also um alles in der Welt kehrt Schlaudraff jetzt zu 96 zurück? Sein Engagement, versichert der schlaue Mann, sei nicht abhängig von der Spielzeit oder aktuell handelnden Personen.
Bis zum Amtsantritt von Schlaudraff gibt es bei 96 noch viel zu erleben. Stück für Stück will Präsident Martin Kind etwas von seiner Machtfülle abgeben. Er sucht Zuarbeiter mit Know-how und Heimatgefühl, die Verantwortung übernehmen.
Dass Kind und Schlaudraff zusammenfinden, überrascht. Der Präsident hatte sich nicht immer über den teuren Spieler gefreut. Nun kommt Schlaudraff für Vieles infrage: Scout, Vermittler zwischen Mannschaft und Vereinsführung oder Kronprinz. Christian Otto
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